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Unesco-Dekade

Herr Knauserigs großer Coup - Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit (Kl. 7/8)

Ziele

Umweltschutz ökonomisch betrachten. Innovative Strategien zur Lösung von Umweltproblemen kennen lernen. Modelle entwickeln.

Fachbezug

Vorbereitungs- und Durchführungsaufwand

I (gering)

Zeitbedarf

eine Unterrichtsstunde

Voraussetzungen und Vorbereitung

Informieren Sie sich über die spezifischen Kosten für die Abfallentsorgung Ihrer Schule! Sie benötigen eine Angabe in Euro/m³. Werten Sie hierfür Ihre Abfallgebührenbescheide aus (Sekretariat oder Schulträger).

Grundbegriffe wirtschaftlichen Denkens (Investition, Amortisation, Gewinn, Verlust) sollten den Schülern bereits vertraut sein.

Durchführung

Kann jemand Geld sparen, indem er anderen ein Geschenk macht - und dabei noch die Umwelt entlasten? Diese Frage, die sicherlich kaum ein Schüler oder Lehrer mit „Ja“ beantworten würde, kann am Beginn der Unterrichtsstunde stehen. Hier soll der Beweis geführt werden, dass es doch möglich ist. Arbeiten Sie dazu mit Unterstützung Ihrer Schüler an der Tafel die folgenden Gedanken ab!

Frieda Fleißig, Sebastian Schludrig und Anton Alternativ gehen in die fiktive Klasse 7 R Ihrer Schule. Im vergangenen Schuljahr haben sie jeden Tag ihr Pausengetränk von zu Hause mitgebracht, und zwar in Packungen mit (im Jahresdurchschnitt) jeweils 0,33 l Inhalt. Da es sich hierbei ausschließlich um Tetrapaks handelte, haben die beiden kräftig Müll erzeugt. Wie viel Abfall hat jeder im Laufe der ca. 200 Schultage verursacht?

Die Schule erzeugt pro Jahr 150 m³ Abfall und bezahlt dafür 4.500,- Euro brutto an Gebühren. Das entspricht 30,- Euro pro Kubikmeter Abfall. Dieser Wert liegt im üblichen Spektrum, das aber je nach den örtlichen Gegebenheiten sehr breit ist. Die 60 l Abfall, die jeder der beiden Schüler produziert hat, kosten somit je 1,80 Euro an Gebühren.

Nun hat der Umweltlehrer der Schule, Herr Knauserig, einen größeren Posten an abwaschbaren Trinkflaschen in einem überaus coolen Outfit erstanden, die er seinen Schülern schenkt (vermutlich in Zusammenarbeit mit dem Schulträger, der ansonsten auch die Abfallgebühren zahlt ). Jede Flasche hat 1,50 Euro gekostet. Natürlich tut dies Herr Knauserig nicht nur aus purer Freundlichkeit und um der Umwelt willen. Er verfolgt zusätzlich den Plan, mit diesem Geschenk Geld zu sparen. Wird sein Plan gelingen?

Frieda Fleißig hat sich noch nie über den Müll Gedanken gemacht. Sie ist aber hin und weg von der neuen Flasche, füllt sich täglich ihren Fruchtsaft hinein und braucht nun keine Saftpäckchen mehr. Sie spart somit 60 l Abfall oder 1,80 Euro pro Jahr. Bei ihr hat sich die Investition bereits nach einem knappen Jahr amortisiert. Im Laufe von vier Jahren (so lange geht sie noch zur Schule) kann Herr Knauserig mit dieser Schülerin 5,70 Euro Gewinn machen!

Sebastian Schludrig findet die Flasche auch ganz nett und er möchte eigentlich auch gerne was für die Umwelt tun. Aber sein Lieblingsgetränk ist nun einmal Kakao, und die schmeckt nach dem Umfüllen nicht mehr so gut wie frisch aus dem Tetrapak. Außerdem schläft er früh gerne etwas länger und schafft es daher oftmals nicht, sein Getränk umzufüllen. Immerhin: Im ersten halben Jahr verwendet er die neue Flasche 50 mal. Dann allerdings geht sie irgendwie verloren. Sebastian spart insgesamt 15 l Abfall ein, entsprechend 0,45 Euro. Da Herr Knauserig pro Flasche 1,50 Euro investiert hatte, hat er also mit diesem Schüler 1,05 Euro Verlust gemacht.

Da ist schließlich auch noch Anton Alternativ. Er engagiert sich schon länger in der Umwelt-AG und sein Pausengetränk bringt er schon immer in einer abwaschbaren Flasche mit. Herrn Knauserig will ihn für dieses Engagement natürlich nicht „bestrafen“ und schenkt ihm trotzdem eine neue Flasche. Sparen kann Herr Knauserig damit allerdings nichts. Er macht vielmehr 1,50 Euro Verlust.

Fazit: Herr Knauserig hat gute Chancen, Gewinn zu machen, wenn es ihm gelingt, viele Schüler dauerhaft für die Verwendung seiner Flaschen zu begeistern!

Hieraus ergeben sich weitere Fragen. Wählen Sie einige davon aus und diskutieren Sie diese mit Ihren Schülern!

Erfahrungen und Ergebnisse

In vielen Orten in Deutschland erhalten Schulanfänger (1.Klasse) kostenloser Brotdosen. Diese Aktionen zielen auf die Vermeidung von Abfall, aber auch auf eine gesunde Ernährung, denn ein Pausenbrot (oder -obst) ist allemal besser als ein Schokoladenriegel. Meistens stecken die zuständigen Abfallentsorger hinter diesen Aktionen; für sie ist das einerseits Werbung, andererseits haben auch sie ein Interesse, die Müllmengen so weit im Griff zu behalten, dass der Bau neuer Deponien oder Verbrennungsanlagen vermieden werden kann (weil das sehr aufwändig ist und inclusive der Planung und Genehmigung auch sehr lange dauert). Die Abfallentsorger verbinden ihr Geschenk oftmals mit einem kleinen Informationsblatt für die Eltern oder mit dem Angebot, ihre Abfallberater auch für Müllprojekte in die Schulen zu schicken.

Eine Internetrecherche (z.B. mit den Stichworten "Brotdose Schüler Abfall") führt Sie zu entsprechenden Beispielen.

 

Spezielle Tipps

Getränkeautomat mit Pfand für GetränkeWenn Sie abschätzen können, dass die Maßnahme auch in Ihrer Schule wirtschaftlich ist, setzen Sie sie um! Vielleicht hilft Ihnen Ihre kommunale Umwelt- oder Abfallberatung. Der Schulträger sollte ein Interesse haben, Sie hier zu unterstützen, denn es ist sein Geld, das Sie einsparen können.

Generell gilt: Wenn Sie konkrete Schritte zum Umweltschutz realisieren wollen und dabei die Unterstützung Dritter brauchen, treten Sie nicht immer nur als Bittsteller auf, sondern nutzen Sie die Ökonomie kreativ für Ihre Umweltziele!

Pfandflaschen (z.B. aus einem Automaten, mit automatischer Rücknahme) können das Abfallaufkommen erheblich reduzieren. Das Max-Weber-Berufskolleg und das Walter-Eucken-Berufskolleg (beide in Düsseldorf, von dort auch die Illustrationen) haben auf diese Weise ihre Abfallgebühren um ca. 15.000 Euro pro Jahr reduziert.

Das in Deutschland geltende Einwegpfand auf Dosen und Plastikflaschen für Erfrischungsgetränke hat dazu beigetragen, dass weniger von diesen Verpackungen im Restmüll landen.

Rücknahme Automat für Pfand Becher neben Getränkeautomaten

Literatur und Kontakte

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Diese Unterrichtseinheit wurde zuerst publiziert in: Tilman Langner: Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen Scriptor, 2000

KlimadetektivKlimadetektive ist ein Projekt des Umweltbüro Nord e.V. (www.umweltschulen.de/umweltbuero/).

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