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Unesco-Dekade

Open Space

Die Methode wurde von dem US-amerikanischen Organisationsberater Owen (2001) entwickelt. Ausgangspunkt war die – für ihn leidvolle – Erfahrung, dass bei Kongressen mitunter die Pausengespräche ergiebiger sind als das Vortragsprogramm. Dieses Potenzial will Open Space aktivieren. Die Methode wird nachfolgend in Anlehnung an Petri (2003) vorgestellt.

Ziele

Open Space will viele Menschen auf freiwilliger Basis in einen Diskussionsprozess einbinden. Die Teilnehmer sollen aktiviert werden, sie sollen Freiraum für einen kreativen Austausch zu den Aspekten des Themas, die ihnen besonders wichtig sind, erhalten.

Als Fallbeispiel für einen Open Space kann die ANU Bundestagung „Umweltbildung und Globales Lernen – Die Kooperation der Zukunft!“ gelten, die im November 2006 in Hannover stattfand. Die ANU (Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung e.V.) ist der Dachverband der außerschulischen Umweltbildungseinrichtungen und freien Umweltpädagogen. Die Open Space Konferenz diente dem Anliegen der Organisationsentwicklung, d.h. die ANU wollte die verschiedenen Akteure zusammenbringen, im Austausch mit Vertretern des Globalen Lernens die eigenen Konzepte reflektieren, die eigene Umweltbildungsarbeit im Sinne der BNE weiterentwickeln und neue Partnerschaften vorbereiten. (ANU o.J. a)

Teilnehmer

Open Space ist eine Großgruppenmethode. Sie zeigt ihre Stärken bei Teilnehmerzahlen von mehreren Dutzend bis zu mehreren Hundert. Die als Fallbeispiel vorgestellte ANU Bundestagung hatte ca. 130 Teilnehmer (ANU o.J. a). Eine heterogene Teilnehmerstruktur (verschiedene Altersstufen, Kompetenzen oder kulturelle Hintergründe) ist förderlich.

Open space stellt relativ hohe Anforderungen an die Teilnehmer. Es ist ein gewisses Maß an Selbstvertrauen, Fach- und Methodenkompetenz erforderlich, um ohne Vorbereitung eine kleine Arbeitsgruppe erfolgreich zu leiten und die Arbeit dann auch noch für Außenstehende nachvollziehbar zu protokollieren.

Voraussetzungen

Bei Open Space wird weitestgehend auf eine zentrale Steuerung verzichtet; entsprechend gering sind die Anforderungen hinsichtlich Diskussionsleitern bzw. Moderatoren.

Ein Rahmenthema, ein Ort und eine Zeitstruktur werden jedoch bereits in der Planungsphase vom Veranstalter festgelegt und den Teilnehmern mit der Einladung bzw. zu Beginn des Arbeitsprozesses vorgegeben. Das Thema sollte ausreichend komplex und ggf. auch konfliktbeladen sein, für die Teilnehmer eine hohe Relevanz besitzen und ausreichend offen für die partizipative Mitwirkung sein.

Zudem werden ausreichend Raum, Zeit und Material benötigt:

Als Raumausstattung werden ein Plenarsaal (für alle Teilnehmer) sowie ausreichend viele Arbeiträume für Kleingruppen benötigt. Bei gutem Wetter können Kleingruppen auch in ruhigen Eckem im Freien arbeiten.

Der Zeitbedarf beträgt anderthalb bis maximal drei Tage. Pro Tag können vier Kleingruppenphasen zu je anderthalb Stunden durchgeführt werden, hinzu kommen die Plenumsphasen.

Alle Arbeitsräume sollten mit gängigem Moderationsmaterial wie Papier, Stiften und Pinnwänden ausgestattet sein.

Im Fallbeispiel der ANU Bundestagung war das Thema „Umweltbildung und Globales Lernen – Die Kooperation der Zukunft!“ vorgegeben. 1,5 Tage waren für den Open Space reserviert. In diesem Zeitraum bildeten sich insgesamt 40 Arbeitsgruppen, z.B. zu folgenden Aspekten:

  • Wassertropfen spiegeln die Vielfalt der Welt
  • Wie kann BNE in Freiwilligendienste (FÖJ, FSJ) integriert werden?
  • Umweltbildung in und mit Osteuropa
  • Freiberufler – nachhaltig? Fördermöglichkeiten
  • Infoaustausch zum Film „We feed the world“
  • Netzwerke und internationale Kooperationen an Schulen, Unis, Medien
  • Welche Themen sind besonders geeignet für die Arbeit mit Gruppen mit Migrationshintergrund?
  • Jugendbildung zum Thema „Konsum und Globalisierung“. (ANU o.J. b)

Ablauf

Eine Open Space Konferenz beginnt mit einer Plenumsphase. Hier werden Thematik und Spielregeln vorgestellt. Die Teilnehmer werden eingeladen, eigene Aspekte oder Fragestellungen zum Konferenzthema vorzustellen und dazu jeweils einen Workshop anzubieten. Die Workshops werden auf die vorhandenen Räume und in das vorgegegebe Zeitraster eingepasst, so dass das Konferenzprogramm letztlich von den Teilnehmern selbst geschrieben wird.

Die Kleingruppenphasen schließen sich an. In jeweils etwa anderthalb Stunden finden parallele Workshops statt, die von den Teilnehmern geleitet werden, welche das entsprechende Thema vorgeschlagen haben. Zur Arbeitsweise innerhalb der Workshops gibt es keine Vorgaben, von einer mehr oder weniger strukturierten Diskussion bis hin zu kreativen Arbeitstechniken ist alles erlaubt.

Am Ende eines Tages, am Beginn eines neuen Tages bzw. am Ende der Konferenz finden wieder Plenarsitzungen statt, wo bisheriges resümiert oder die Tagesordnung aktualisiert wird.

Die Konferenzleitung sammelt am Ende bzw. im Nachgang die Protokolle der Workshopleiter ein und wertet diese aus, um ein Gesamtbild zu erstellen und dieses dem Veranstalter sowie allen Teilnehmern zur Verfügung zu stellen.

Die ANU (o.J. a) hat die Tagungsdokumentation veröffentlicht. Sie umfasst die Protokolle der 40 Arbeitsgruppen sowie eine Dokumentation von 15 konkreten nächsten Schritten (Projektinitiativen etc.), die auf der Tagung verabredet wurden. Einen aktuellen Stand der Umsetzung hat die ANU leider nicht dokumentiert, so dass das hier auch nicht ausgewertet werden kann. Den in der Dokumentation enthaltenen Vorschlag „Biodiversität – als Thema für die nächste ANU Bundestagung“ hat die ANU offenbar umgesetzt – diese Tagung fand am 29.11. - 1.12. 2007 in Witzenhausen statt.

Potenzial für die Partizipation

Open Space kann eingesetzt werden, wenn ein Diskussions- und Entscheidungsprozess noch am Anfang steht oder eine grundlegende Neuorientierung fällig ist und die Gedanken vieler Menschen einbezogen werden sollen.

Prill (2003) skizziert, wie Open Space im Rostocker Stadtteil Groß Klein eingesetzt wurde, um über die Frage zu diskutieren, wie nach der Deutschen „Wende“ das Leben in dem Stadtteil wieder attraktiver gestaltet werden könnte. Die Hansestadt Lübeck hat Open Space zu Beginn ihres Lokale Agenda 21 Prozesses eingesetzt, um erste Themen zu sammeln, insgesamt waren hier ca. 1.000 Menschen beteiligt.

Potenzial für die BNE

Eine grundlegende Neuorientierung partizipativ zu gestalten, war auch Anliegen der ANU Bundestagung. Für die in der ANU vereinten Umweltpädagogen erfordert das Leitbild der Nachhaltigkeit eine deutliche Erweiterung des Horizonts und eine Neuorientierung der pädagogischen Konzepte. Auch wenn die ANU sich bereits 1998 ein erstes Mal zur BNE positioniert hatte, herrscht an der Basis des Verbands noch immer ein erheblicher Orientierungsbedarf. Die Methode wurde hier also sinnvoll eingesetzt.

Die Methode ist für die BNE interessant, denn sie aktiviert Teilnehmer und spricht ihre Kreativität an. Sie fördert ein in hohem Maße selbstbestimmtes Lernen; die Teilnehmer können nicht nur selber auswählen, welche Workshops sie besuchen, sondern sie können selber Workshops vorschlagen und leiten und dabei Erfahrungen machen, die ihnen andere Lernformen kaum ermöglichen.

 

Der Arbeitsbereich "Agenda 21 und Bildung für nachhaltige Entwicklung" auf umweltschulen.de entstand 2006-2014 in Kooperation mit dem Fernstudiengang Umwelt&Bildung der Universität Rostock; dem heutigen Fernstudiengang Bildung und Nachhaltigkeit.