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Offizielles Projekt der Unesco-Dekade Bildung fuer nachhaltige Entwicklung
 

Schule der Zukunft

Öko-Audit und Nachhaltigkeitsaudit in Schulen

Gliederung

  1. Öko-Audit in Unternehmen
  2. Öko-Audit in Schulen
  3. Nachhaltigkeitsaudit in Schulen
  4. Schlussfolgerungen

Öko-Audits werden seit den 90er Jahren in zahlreichen Unternehmen erfolgreich realisiert. Auch Schulen können ein Öko-Audit durchführen, sie erzielen dabei in der Regel gute Erfolge beim Umweltschutz und beflügeln gleichzeitig die Umweltbildung.

Trotz dieser Erfolge wird - zu Recht - kritisiert, dass das Öko-Audit für die Bedürfnisse von Unternehmen erdacht wurde und daher die spezifischen Bedürfnisse der Bildungseinrichtung Schule nur bedingt erfüllt. Es fokussiert auf die Optimierung der Stoff- und Energieströme; das wesentlich weiter gefasste Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung, bzw. die Bildung als Kerngeschäft von Schulen werden damit nur unzureichend abgebildet.

Daher haben eine ganze Reihe von Schulen auch sehr selbstbewusst eigene Verfahren entwickelt und erprobt, welche Bildung und Nachhaltigkeit besser abbilden und so den eigenen Bedürfnissen stärker Rechnung tragen. Dafür wird u.a. der Begriff "Nachhaltigkeitsaudit" verwendet.

In diesem Beitrag werden beide Herangehensweisen vorgestellt und diskutiert, um interessierten Schulen eine Orientierung zu bieten.

Öko-Audit in Unternehmen

Das Öko-Audit dient dazu, den Umweltschutz in der Privatwirtschaft zu verankern. Der zentrale Gedanke ist, dass Umweltschutz im Unternehmen organisiert werden muss.

Die Unternehmen sollen dazu ein Umweltmanagementsystem aufbauen, damit Umweltaufgaben systematisch erkannt und gelöst werden. Folgende Schritte sind zu absolvieren:

Zwei Systeme zum Öko-Audit

Das System der Europäischen Gemeinschaft basiert auf der EMAS-Verordnung (seit 2010 gilt EMAS III).
EMAS=Eco-Management and Audit Scheme = Verfahren für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung.

Zudem gibt es das privatwirtschaftliche System, das in den internationalen Normen ISO 14.001ff festgeschrieben ist.
ISO=Internationale Standardisierungs Organisation

Im Begriff Öko-Audit steckt zusätzlich der Gedanke, die Arbeit des Umweltmanagements in gewissen Zeitabständen kritisch zu überprüfen. Damit sollen Schwachstellen erkannt und Korrekturen ermöglicht werden.

Ein solches Audit kann alleine darauf zielen, intern die Arbeit zu optimieren.

Es kann jedoch auch dazu dienen, die Umwelt-Leistungen des Unternehmens in der Öffentlichkeit darzustellen - dann wird eine Umwelterklärung veröffentlicht, ein unabhängiger Gutachter überprüft, ob das Umweltmanagement normgerecht arbeitet, und im positiven Fall erhält das Unternehmen ein Prüfzeichen, mit dem es für seine Umwelt-Leistungen werben darf.

Auf diese Weise wird Umweltschutz als Managementaufgabe fest in den Unternehmen verankert. Er wird von der obersten Leitung her als eine langfristige strategische Aufgabe verstanden. Eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltsituation wird angestrebt. Umweltschutz wird mit den Unternehmenszielen verbunden - etwa indem Energie und Rohstoffe eingespart werden und so die Rentabilität erhöht wird, oder indem mit besonders umweltgerechten Produkten neue Märkte bzw. Marktnischen erschlossen werden.

Öko-Audit in Schulen

Bereits seit 1998 dürfen sich auch Verwaltungen, Schulen und Dienstleister an dem Europäischen System zum Öko-Audit (EMAS) beteiligen. Seitdem haben mehrere Dutzend Schulen Öko-Audits absolviert. Sie lassen sich damit auf einen langwierigen und auch anstrengenden Prozess ein, der auf der Seite 10 Schritte zum Audit in Schulen näher beschrieben wird.

Dafür haben diese Schulen gute Gründe:

Schulen sind dem gesetzlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag verpflichtet, welcher Umweltbildung / Bildung für nachhaltige Entwicklung einschließt. Diesem Bildungsauftrag kann eine Schule, in der Umweltschutz aktiv gelebt wird, besser und authentischer nachkommen.

Beispiele für schulisches Öko-Audit

Zehn Schritte zum Audit in Schulen

In vielen Schulen wird Umweltschutz noch immer als das Hobby von Einzelkämpfern angesehen. Beim Öko-Audit wird dieser nun zu einer Managementaufgabe, die systematisch und langfristig verfolgt werden muss. Die oberste Leitungsebene trifft die grundlegenden Beschlüsse (Umweltpolitik, Umweltmanagementsystem, Umweltziele und Umweltprogramm). Der Umweltschutz erhält damit eine neue Qualität von Verbindlichkeit. Dies stärkt die Akteure und verbessert insgesamt die Ergebnisse der Umweltarbeit.

Schulen verbrauchen in erheblichem Umfang Ressourcen (z.B. Energie, Wasser, Papier, Lebensmittel), sie bewirtschaften teilweise recht große Schulgelände, und sie erzeugen mit den täglichen Schulwegen Verkehr. Sie können damit aber andererseits auch wirksam zum Umweltschutz beitragen. Ein Öko-Audit kann helfen, den Umweltschutz systematisch und langfristig anzupacken.

Einsparungen im Ressourcenverbrauch führen zu Kostenentlastungen. Auch diese können beim Öko-Audit zielgerichteter realisiert werden.

Nachhaltigkeitsaudit in Schulen

Ende der 90er Jahre begannen auch in Deutschland Bestrebungen, eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu etablieren, welche u.a. auf der Umweltbildung aufbaute.

In diesem Zuge sind einige Schulen zu der Ansicht gelangt, dass ihnen der Focus des Öko-Audits zu eng ist. Sie haben Nachhaltigkeitsaudits durchgeführt, die sich von der Methodik und dem Prozessablauf her am Öko-Audit orientieren die aber gleichzeitig wesentlich weniger bürokratisch ablaufen und ein breiteres Spektrum von Themen und Aktivitäten der jeweiligen Schule abbilden. Das Düsseldorfer Netzwerk "Bildung für nachhaltige Entwicklung" gehört zu den Vorreitern dieser Arbeit.

Einige Beispiele werden hier vorgestellt:

Integration von nicht-ökologischen Untersuchungsbereichen (HPG)

Als die Hulda-Pankok-Gesamtschule Düsseldorf 2001 ihren "Schul-Check Nachhaltigkeit" durchführte, standen die klassischen Umweltthemen wie Energie, Wasser, Abfall und Mobilität auf der Liste der Untersuchungsbereiche. Mit zwei Themen hat die Schule jedoch auch Neuland betreten:

Die HPG hat ihren Schul-Check Nachhaltigkeit 2001 veröffentlicht. Wie sie auf ihrem Nachhaltigkeits-Blog darstellt, wirken die dabei gewonnenen Erkenntnisse noch über Jahre fort.

Auditierung des Schulprogramms (Geschwister-Scholl-Gymnasium Düsseldorf)

Nachhaltigkeit im Geschwister-Scholl-Gymnasium (Teilprojekte)

  • Eine-Welt-Projekt
  • SCHOLLgarten
  • Scholl bewegt
  • Neugestaltung des Schulhofs
  • Lernen lernen
  • Abfall vermeiden bzw. trennen
  • Wassermonat
  • Energie sparen
  • Elektrosmog

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium nutzte das Audit, um das Schulprogramm zu evaluieren, das es sich einige Jahre zuvor gegeben hatte und das dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung einen zentralen Stellenwert einräumt. Im Focus des Audits stand daher der pädagogische Ertrag der einzelnen Nachhaltigkeitsprojekte. Dabei war mit beeindruckender Deutlichkeit zu erkennen, dass die Teilprojekte nicht nur fachlich erfolgreich sind, sondern dass sie dazu beitragen konnten, Lehren und Lernen an der Schule insgesamt zu modernisieren.

Innerhalb mehrerer Jahre wurden die einzelnen Projekte strukturell sehr geschickt in der Schule verankert - neben Arbeitsgemeinschaften und einer in jeder Jahrgangsstufe 6 durchgeführten Müll-Projektwoche ist dabei auch der "Wassermonat" erwähnenswert, bei dem in der Jahrgangsstufe 8 für einige Zeit fast alle Fächer aus ihrer Perspektive heraus das gemeinsame Umweltthema aufgreifen.

Mit diesen Projekten wurden neue Unterrichtsmethoden etabliert (z.B. die Recherche in Online-Datenbanken), oder das Lernen selbst wird reflektiert (Projekt Lernen lernen). Die gesamte Schule hat komplizierte Lernprozesse durchlaufen (z.B. bei der Einführung einer Abfalltrennung). Und immer wieder können einzelne Schüler dafür gewonnen werden, sich in besonderer Weise im Sinne der Nachhaltigkeit zu engagieren (z.B. bei den solidarischen Aktionen "Scholl-Appell" und "Scholl bewegt").

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium hat seinen Bericht "Erziehung zur Nachhaltigkeit" im Februar 2003 veröffentlicht.

Viele der damals beschriebenen und untersuchten Nachhaltigkeitsprojekte laufen auch über zehn Jahre danach erfolgreich weiter; siehe GSG - Nachhaltigkeits - Blog.

Nachhaltigkeit in einer Katholischen Schule (Katholische Grundschule Höhenstraße)

Als die Katholische Grundschule Höhenstraße in Düsseldorf 2013 ihr Nachhaltigkeitsaudit begann, spielten Umweltthemen nur eine Nebenrolle. Im Focus standen Fragen wie:

In mehreren Teamsitzungen reflektierten die LehrerInnen, was für sie eine gute Schule ausmacht. Sie legten die Themen und Untersuchungsbereiche für das Nachhaltigkeitsaudit fest. In Kleingruppen sammelten sie dann Informationen und Material zu diesen Untersuchungsbereichen, bewerteten den Stand der Schule und legten Maßnahmen für die Weiterentwicklung ihrer Schule fest. Das alles wurde wiederum im gesamten Team vorgestellt und dann zu einem Nachhaltigkeitsbericht zusammengefasst.

Der Nachhaltigkeitsbericht Katholische Grundschule Höhenstraße wurde 2015 veröffentlicht.

Schul- und Qualitätsentwicklung unter dem Leitbild der Nachhaltigkeit

Die Katholische Grundschule Essener hat seit 2005 bereits drei Nachhaltigkeitsaudits durchgeführt und diese konsequent als Mittel der Schul- und Qualitätsentwicklung genutzt.

Jeder Bericht enthält auch ein Nachhaltigkeitsprogramm mit konkreten Zielen und Maßnahmen zur weiteren Schulentwicklung.

Nachhaltigkeitsberichte der Katholischen Grundschule Essener Straße

Weitere Ansätze

Vier konkrete Beispiele für schulische Nachhaltigkeitsaudits wurden Ihnen hier vorgestellt. Daneben gibt es viele weitere Ansätze bzw. Programme, die für Schulen interessant sind, welche sich unter dem Leitbild der Nachhaltigkeit weiterentwickeln wollen. Diese werden an anderen Stellen auf umweltschulen.de diskutiert. Informieren Sie sich hier:

Schlussfolgerungen

An der Schnittstelle vom klassischen Öko- zum schulbezogenen Nachhaltigkeitsaudit wurden bereits viele interessante und erfolgreiche Experimente realisiert. Schulen, die sich unter dem Leitbild der Nachhaltigkeit weiterentwickeln wollen, können auf einen reichen Schatz an Herangehensweisen, Erfahrungen und auch Materialien zurückgreifen.

Der thematische Zuschnitt und der konkrete Ablauf sollte dabei aber in jeder Schule individuell festgelegt werden - es geht nicht darum, irgendein Vorgehen zu kopieren, sondern die Schritte zu gehen, die in der konkreten Situation für die jeweilige Schule sinnvoll sind.

Allerdings sind diese Entwicklungsprozesse anspruchsvoll und aufwändig. Ein Öko- bzw. Nachhaltigkeitsaudit ist daher nur für Schulen sinnvoll, wenn

Tilman Langner im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf

 

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