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Offizielles Projekt der Unesco-Dekade Bildung fuer nachhaltige Entwicklung
 

Schule der Zukunft

Welche Akzeptanz können Unterrichtsprojekte im Kontext der nachhaltigen Entwicklung unter Schülerinnen und Schülern gewinnen ? Wie beurteilen Schülerinnen und Schüler zum Beispiel handlungsorientierte Unterrichtsmethoden? Vorgestellt wird anhand eines konkreten Beispiels ein geeignetes Instrument zur Evaluation von Unterrichtsprojekten mit und durch Schülerinnen und Schüler, das auch deren Partizipation bei der Entwicklung des schulischen Profils sicherstellt.

Theodor Wahl-Aust

Akzeptanz von Projekten –
Elektronisch gestützte Evaluation eines Abfallprojekts

Aus dem Werkstattheft "Zukunft managen" des NRW-Modellversuchs "Agenda 21 in Schule", 2003

„Ich hätte mir gewünscht, dass die Mädchen auch mal an den Laptop gedurft hätten!“

Die Akzeptanz unserer Arbeit bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern ebenso wie die Überprüfbarkeit des Erfolgs ist unbestritten ein wichtiger Aspekt im Bereich von Öko- und Nachhaltigkeits- Audit. Wie kann man die Arbeit verbessern, wenn man nicht genau weiß, wie sie bei den Beteiligten ankommt? Gibt es Rückmeldungen und Vorschläge, die bei der Arbeit weiterhelfen?
In diesem Zusammenhang sind Umfragen zur Vorbereitung oder Auswertung von Projekten von großer Bedeutung. Die Befragungen sollen wenig Fragen enthalten, einfach zu erstellen, leicht auszuwerten und grafisch übersichtlich darzustellen sein. Dann erfüllen sie ihre wichtige Funktion: Die Beteiligten erhalten ein zeitnahes Feedback, freuen sich über den Erfolg und über Anregungen oder machen sich Gedanken über eine grundlegende Änderung von Projekten.

Eine Software, mit der Befragungen einfach zu bearbeiten sind, ist das Programm „GrafStat 2001“.

Einfache und schnelle Auswertung von Umfragen

„GrafStat 2001 ist ein Programm für Befragungsprojekte und unterstützt alle Bereiche eines derartigen Projektes. Das fängt mit der Erstellung eines Fragebogenformulars an, geht über den ausfüllfertigen Druck des Formulars oder die Erzeugung eines Internet fertigen HTML-Formulars, verschiedene Methoden zur Datenerfassung bis hin zu komplexen Auswertungs- und Dokumentationsmöglichkeiten.“
Diese Aussagen aus der Anleitung zum Programm sind zutreffend. Positiv an dem Programm sind die einfache Erstellung eines formatierten Fragebogens (auch im HTML-Format für Internet-Befragungen) und die bequeme Eingabe und Auswertung der Daten. Besonders praktisch sind die Umrechnung der absoluten in relative Werte und die Erstellungen von Korrelationen, z.B. bei der Auswertung der Ergebnisse nach Geschlecht oder Alter.

Ohne Schulung sollte man nicht beginnen!

Dass man „sonst zeitintensive Arbeitsschritte praktisch mit einem Mausklick erledigt“, ist allerdings etwas übertrieben: Ohne Übung geht auch hier nichts ! Die GrafStat-Oberfläche ist speziell für Schülerinnen und Schüler konzipiert und soll ein einfaches Navigieren ermöglichen. Sie orientiert sich allerdings nicht an der Oberfläche gängiger Computeranwendungen (Datei / Öffnen / Speichern / Drucken) und ist daher nicht so intuitiv erfassbar wie diese. Das gilt z.B. auch für den Export von Grafiken, der sich nicht so einfach durchführen lässt. Die zentralen Befehle müssen auch hier gelernt werden.

Evaluation einer Projektwoche

Im Anschluss an die Projektwoche „Dosen, Abfall, Müll, Papier – vermeiden oder trennen wir !“ haben wir am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Düsseldorf im November 2001 eine Umfrage unter allen Sechstklässlern gemacht, um herauszufinden, wie die 107 Schülerinnen und Schüler über diese Projektwoche denken und welche Schlussfolgerungen wir daraus ziehen sollten.

Wir haben lediglich 11 Fragen gestellt, um nicht in der Datenmenge zu ertrinken. Der Zeitaufwand für die Eingabe aller Antworten durch eine Schülerin der 8. Jahrgangsstufe betrug vier Zeitstunden, für die Erstellung einer Grafik und die Weiterverarbeitung in Office benötigt man jeweils 10 bis 15 Minuten. Den größten Aufwand bei der Auswertung verursachten die drei offenen Fragen: Allein das Tippen der Antworten dauerte ca. 2,5 Stunden. Das Ergebnis rechtfertigte den Aufwand. Viele kritische Antworten („Ich hätte mir gewünscht, dass die Mädchen auch mal an den Laptop gedurft hätten!“) und reflektierte Beiträge („Man konnte selber überlegen, was man machen wollte.“) hätten wir ohne offene Fragen nicht erhalten.

Durch GrafStat 2001 gewinnt man daher viel Zeit für das Wesentliche: die Besprechung der Ergebnisse mit den Beteiligten und die Erarbeitung von Schlussfolgerungen.

Bezugs- und Informationsquellen

Zur Illustration dieser Ausführungen wird im Folgenden der Fragebogen der Projektwoche der Jahrgangsstufe 6 zum Thema Müll und eine Auswertung mit den entsprechenden Diagrammen abgedruckt.

Diagramm: Das Mülltrennen am Scholl finde ich...Die Projektwoche: Note 2,1 !

Die Projektwoche war für die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen ein voller Erfolg. Im Fragebogen gaben ihr die 107 beteiligten Schülerinnen und Schüler die gute Note 2,1. Nur eine Neinstimme (bei 10 Enthaltungen) gab es auf die Frage, ob im nächsten Jahr wieder eine Projektwoche durchgeführt werden soll.

Sorgfältig gaben die Schülerinnen und Schüler zu Protokoll, was sie in dieser Woche alles gelernt haben, das offensichtlich im normalen Unterricht zu kurz kommt. Bei den Mehrfachnennungen spielten die Teamarbeit und die Erstellung von Plakaten für die Hälfte der Schülerinnen und Schüler eine ganz besondere Rolle. Für jeweils gut ein Drittel war das Basteln und Werken sowie das Schreiben von Berichten wichtig. Das Auftreten vor der ganzen Jahrgangsstufe wurde von 30 Schülerinnen und Schülern als wichtiger Lernerfolg genannt und 19 erwähnten auch den freien Vortrag vor der ganzen Jahrgangsstufe. Einzelne Schülerinnen und Schüler beklagten, dass man dies früher hätte üben sollen. Die Möglichkeit, mit außerschulischen Fachleuten und Pressevertretern zu sprechen sowie an Exkursionen teilzunehmen, wurde von jedem Fünften hervorgehoben.

Die Gründe für die geschlechtsspezifische Verteilung der Schülerschaft auf die neun Projekte bedürfen noch einer genaueren Untersuchung: Auffällig ist die Dominanz der Mädchen im Theater und Papierprojekt und ihre Unterrepräsentanz bei der Untersuchung des Giftmülls.

„Ich fand gut, dass wir aus dem vielen Müll wundervolle Instrumente gebastelt haben und diese anschließend vorführen durfte!“

Bei den offenen Antworten gaben die Schülerinnen und Schüler zu Protokoll, dass sie „sehr viel über den Regenwald gelernt haben und jetzt wissen, was die Dosen mit seiner Abholzung zu tun haben“.

Ein Schüler schrieb: „Ich fand mein Projekt gut, weil wir die Geschichte des Mülls kennen gelernt haben und weil ich der Welt helfen möchte, den Müll zu verringern !“

Mehrfach wurde geschrieben, dass die Schülerinnen und Schüler „frei“ entscheiden konnten: „Man konnte selber überlegen, was man machen wollte, mit vielen tollen Geräten selber hantieren und seine Ideen verwirklichen.“

Das Herstellen von Musikinstrumenten, das Schöpfen von Papier, der Umgang mit Digitalkamera und Laptop, das Entwickeln und Aufführen von Theaterszenen („Ich fand gut, dass wir fünf gute Szenen geschafft haben !“), der Besuch im Supermarkt, auf dem Recyclinghof und in der Glasfabrik hat offensichtlich viel Spaß gemacht. Nicht zu vergessen natürlich, dass einige auch neue Freunde kennen gelernt haben.

Kritisch merkt eine Schülerin an: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Mädchen auch mal an den Laptop gedurft hätten !“ Natürlich wurde auch mehrfach kritisiert, dass keine Hausaufgaben hätten gestellt werden und dass die Projektwoche länger hätte dauern sollen.

Die überwiegende Mehrheit aller Sechsklässler findet die Mülltrennung am Scholl gut.

Bei diesen Antworten verwundert es nicht, dass die überwiegende Mehrheit aller Schülerinnen und Schüler (94 von 108) die Mülltrennung am Scholl gut findet – niemand sprach sich dagegen aus. 38 Schülerinnen und Schüler haben sich bereit erklärt, an einzelnen Wochentagen in der Müll- Wettbewerbsjury mitzuarbeiten, die in jeder zweiten Pause durch die Klassen geht und kontrolliert, ob der richtig getrennt wird.

„Man könnte den Direktor und den Schulhof bewerten!“

Freien Lauf ließen die Schülerinnen und Schüler ihrer Fantasie, wie man möglichst viele Mitschülerinnen und Mitschüler für das Mülltrennen begeistern könnte. Freikarten für das Kino als Anreiz standen obenan, gefolgt von Ausflügen in den Zoo, ins Eisstadion, Schwimmbad oder in das Museum der Sinne in Dortmund. Auch an die Klasse, die den Schulhof besonders gut sauber hält, wurde gedacht: Sie sollte einen Eintritt ins Kino erhalten. Und sicher nicht nur ein Schüler möchte wissen, wie es der Schulleiter mit der Mülltrennung hält: „Man könnte den Direktor und den Schulhof bewerten!“

 

 

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