Geschwister-Scholl-Gymnasium: Das "Eine-Welt-Projekt"
1000 Bananen und ein Ecuadorianer
Gestern hatten die Schüler
des Erdkunde-Politik-Kurses der Stufe 10 einmal Unterricht der besonderen
Art: Ein Bananenproduzent aus Ecuador hat ihren Unterricht besucht
und aus seinem Alltag erzählt. Das Besondere: Er ist bei der
Organisation TransFair unter Vertrag. Was genau das für ihn
bedeutet, haben er und zwei deutsche Mitarbeiterinnen der Organisation
den Schülerinnen und Schülern in den ersten beiden Stunden
näher gebracht.
Als wir den Raum betraten, sahen
wir sofort, dass wir richtig waren: Auf den Gruppentisch lagen Flyer
und vorne stand ein aufgeregt wirkender Ecuadorianer, der alle freundlich
begrüßte: Marco Valle. Außer ihm waren noch zwei Frauen
der Organisation TransFair anwesend. In einer Powerpoint-Präsentation
wurden uns erstmal die Idee, der Aufbau und die Ursprünge der
Organisation erklärt: Das Ziel von TransFair ist es, für
gerechtere Handelsbedingungen zu sorgen, damit die Produzenten von
ihrem Verdienst sich selbst und ihre Familien gut ernähren können.
Außerdem wird für soziale und ökologische Nachhaltigkeit
gesorgt, indem zum Beispiel Kinderarbeit und der Gebrauch von Mineraldünger
verboten sind. Auch der Einsatz von Pestiziden ist nicht erlaubt, wenn
man seine Früchte als Bio-Bananen verkaufen möchte. Und dass
es sich lohnt, sich an diese Spielregeln zu halten, hat Herr Valle
in seinem Vortrag allen deutlich gemacht. Der Lohn der Plantagenarbeiter
ist höher als auf Farmen mit konventionellen Anbaumethoden, es
gibt eine Krankenstation mit eigenem Krankenwagen, für die Erwachsenen
wird jedes Jahr ein Erste-Hilfe-Kurs angeboten, Schulen werden gebaut
und die Schüler mit Lehrmaterial unterstützt und, und, und…
Außerdem hat er erzählt,
wie alles begonnen hat mit den fair gehandelten Bananen aus Ecuador:
Die Idee zu dem Projekt kam von den Mitarbeitern einer niederländischen
Entwicklungshilfeorganisation. Zu Beginn der Zusammenarbeit zwischen
TransFair und den Produzenten im Jahr 1997 bestand die Gruppe der Mutigen
aus nur 14 kleinbäuerlichen Betrieben. Mittlerweile sind es 500,
auch etwas größere. Als Herr Valle von der ersten Lieferung
nach Deutschland erzählte, merkte man, wie gerührt er bei
der Erinnerung daran war.
In der zweiten Stunde hatten wir
Zeit, unsere Fragen zu stellen. Ich habe zum Beispiel erfahren, dass
es durch das steigende Interesse an biologisch angebauten Produkten
zwar immer wieder zu Engpässen kommt, diese sich allerdings immer
wieder ausgleichen. Diese Engpässe entstehen dadurch, dass die
Nachfrage zwar steigt, das Angebot aber nicht steigen kann, da Böden
nachweislich 3 Jahre lang nicht mit Pestiziden behandelt worden sein
dürfen, bevor sie sich zum Anbau vom Bio-Pflanzen eignen. Ein
weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit sind Fortbildungen für die
Bauern, die regelmäßig angeboten werden. Themen sind zum
Beispiel „Lesen & Schreiben“, „1. Hilfe“ und „Geldmanagement“.
So wird den Familien geholfen, immer selbstständiger zu werden.
Außerdem bekommen die Familien Hilfe dabei, sich ein zweites
finanzielles Standbein aufzubauen. Im Falle von Marco Valle geschieht
dies in Form eines Tourismusprojekts. Dabei können Touristen,
die sich zum Beispiel auf einer Südamerikarundreise befinden,
sich einen Tag auf der Bananenplantage aufhalten, den Betrieb anschauen
und gemeinsam mit der Belegschaft Mittagessen.
In der ersten großen Pause
war dann „Showtime“. Zeitung und Fernsehen hatten sich
Foyer versammelt und Herr Valle sowie einige Schüler (teilweise
im Bananenkostüm!) wurden vom Blitzlichtgewitter geblendet. Es
waren tausend Bananen geliefert worden. Jedenfalls kam es einem so
vor bei den ganzen Schülern, die einem das Wort „fair“ zuriefen.
So lautete nämlich das Lösungswort eines Rätsels, das
einige Tage zuvor in der Schule ausgehängt worden war. Jeder,
der das Lösungswort wusste, bekam dafür eine Banane.
Das Ziel der Aktion war es unter
anderem, bei den Schülern das Bewusstsein für die ungerechten
Lebensbedingungen von Menschen in anderen Ländern zu schaffen.
Aber vor allem sollte deutlich gemacht werden, dass jeder einen kleinen
Teil dazu beitragen kann, dass diese sich ändern. Und so wurde
in dieser Pause viel in die Kameras gelacht, es wurden Interviews gegeben,
aber vor allem wurden… Bananen verteilt!
Svenja Goliasch, 2008
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