Exkurs von Gerda Dürselen-Wöske
Der Wassermonat
Warum das Thema „Wasser“ ?
Wasser ist allgegenwärtig, der Mensch existenziell
auf sein Vorhandensein angewiesen. Um mit Antoine de
Saint-Exupery zu sprechen:
„Es ist nicht so, dass man dich zum Leben braucht,
du selbst bist das Leben.“
Die für die menschliche Existenz herausragenden
Bedeutung der Ressource, vor allem aber die vom Menschen
ausgehenden Gefährdungen dieses Grundstoffes,
machen das Themenfeld Wasser zu einem Sachbereich,
in dem sich Umweltbildung, mit den Aspekten Risikobewusstsein,
Vernetzung und Zukunftsbezug, hervorragend umsetzen
lässt. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich eine
Vielzahl von unterschiedlichsten wissenschaftlichen
Disziplinen mit diesem Stoff befasst, und so, beinahe
von selbst, fachübergreifendes Arbeiten erforderlich
erscheint.
Zielhorizont des Projekts
Uns war von Anfang an klar, dass – wie bei allen
Umweltprojekten
– der erhobene Zeigefinger wenig hilfreich ist.
Das, was wir machen, soll nicht nur Faktenwissen vermitteln,
es muss auch Spaß
machen und methodisch andere Wege aufzeigen. Uns geht
es darum, den Blick für nicht immer offensichtliche,
aber vorhandene Risikofaktoren, die mit unserem Handeln
(im Kleinen, aber auch im Großen) verbunden sind,
zu schärfen. Wer denkt beispielsweise daran, dass
die gedankenlose Nutzung natürlicher Gewässer
in der Freizeit ihr zukünftiges „Aus“ sein
kann, oder die Begradigung eines Flusslaufes verkehrstechnisch
zwar günstig, aber z.B. der Artenvielfalt abträglich
ist ? An vielen Beispielen lassen sich die Auswirkungen
unseres Handelns verdeutlichen. Uns geht es darum an
solchen Beispielen aufzuzeigen, dass wir heute durchaus
unseren Spaß und unsere Bequemlichkeit haben
können, ohne gleichzeitig zukünftige Möglichkeiten
zu zerstören.
Organisatorischer Rahmen
Im Schuljahr 2000/2001, haben wir zum ersten Mal das
Wasserprojekt durchgeführt. Da bereits andere
umfassende „Projekte“
(Computer-Crash-Kurs, Fahrt ins Schullandheim) ihren
festen Platz in der Jahrgangsstufe 8 haben, ging es
zunächst einmal darum, eine Arbeits-/Organisationsform
zu finden, die projektorientiertes, fachübergreifendes
Arbeiten ermöglicht, ohne den normalen Schulalltag
auf den Kopf zu stellen. So kamen wir auf die Idee,
dass in einem festgelegten Zeitraum (ein Monat) das
Thema Wasser von allen Fachlehrerinnen und Fachlehrern
innerhalb des normalen Fachunterrichts bearbeitet wird.
Die Dauer der Unterrichtseinheit ist der jeweiligen
Fachlehrkraft freigestellt und kann von einer nur 1-3-stündigen
Einzelaspektbehandlung bis zu einer umfassenden Unterrichtsreihe
reichen. Fachübergreifender Unterricht ist hier
natürlich erwünscht. Der gegebene Organisationsrahmen
lässt allen Beteiligten viele Freiräume nicht
nur für inhaltliches, sondern auch für ein
vielfältiges methodisches Vorgehen. So ist es
z.B. möglich, neben einem
„reinen“ Textstudium, Umfragen/Interviews,
chemische Wasseranalysen, Erkundungen vor Ort (Kläranlage,
Wasseraufbereitung, Freizeitgewässer etc.), Expertenbefragungen,
Recherchen im Internet und in Datenbanken usw. durchzuführen.
Man kann aber auch Filme oder Kunstwerke herstellen.
Einige Möglichkeiten zeigt bereits die oben abgebildete
Tabelle. Weitere Beispiele zeigen die Vielfalt der
Thematik:
- Trinkwasserqualität in Deutschland/in Düsseldorf
- Wasserarmut – Wasserreichtum
- Wasserprobleme in den Herkunftsländern ausländischer
Schülerinnen und Schüler
- Drei-Schluchten-Staudamm in China
- Umleitung des Ebro
- Rettung der Stadt Venedig
Spannend – aber auch entscheidend für den
Erfolg des Projekts – ist, dass es den verschiedenen
Fächern gelingt, immer wieder neue, andere Betrachtungsperspektiven
zu eröffnen und Zusammenhänge herzustellen.
Dies erfordert konkrete Absprachen der Kolleginnen
und Kollegen, um vor allem Redundanzen zu verhindern,
die sich negativ auf die Motivation der Schüler
auswirken.
Die bisherige Projekterfahrung zeigt, dass dieser Planungsphase
größere Aufmerksamkeit zukommen muss: Einerseits
müssen die Absprachen der Kolleginnen und Kollegen
noch konkreter sein, andererseits muss berücksichtigt
werden, dass die Ideen und Wünsche der Schülerinnen
und Schüler zum Tragen kommen. Vielleicht könnte
man darüber nachdenken, dass nicht zwingend alle
Fächer integriert werden müssen, wobei allerdings
bestimmte Bereiche unerlässlich sind (gesellschaftswissenschaftlicher,
naturwissenschaftlicher und künstlerisch/musischer
Bereich), denn gerade aus den unterschiedlichen Zugangsperspektiven
heraus entstehen interessante Arbeitsergebnisse.
Was passiert mit den Ergebnissen?
In beiden Jahren wurden die Ergebnisse des Wassermonats
zum Elternsprechtag im Foyer und im Treppenaufgang
ausgestellt. Während beim ersten Durchgang durch
die Präsentation eines Arbeitsergebnisses - Gottesdienst
mit dem Thema Wasser die Ausstellung sozusagen „offiziell“
eröffnet wurde, fand in diesem Jahr „nur“ eine
Ausstellung statt. Das war zu wenig und wurde den vielen
guten Ergebnissen nicht gerecht. Meiner Meinung nach
sollte die Präsentation der Arbeitsergebnisse
so gestaltet werden, dass einerseits die Schülerinnen
und Schüler in den Genuss des positiven Feedbacks
durch die Schulöffentlichkeit gelangen, andererseits
die Schulöffentlichkeit bewusst in die Thematik
einbezogen wird. |