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Unesco-Dekade

Workshops

Die Workshops, an denen ich mitgewirkt habe, sind ganz wesentlich vom CESDRRC (China Environment and Sustainable Development Reference and Research Center) organisiert worden. Diese Einrichtung will Umweltwissen für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Das CESDRRC hat einen großzügig eingerichteten Raum von ca. 700 m² - Platz für die größte Umweltbibliothek Chinas mit einigen tausend Titeln (ein computergestützter Katalog ist in Arbeit) und für die Seminararbeit in kleineren und größeren Gruppen. Ein kleiner Buchhandel ist angeschlossen. Im CESDRRC arbeiten acht fest angestellt Mitarbeiterinnen, davon zwei Deutsche CIM-Expertinnen (CIM=Centrum für internationale Migration und Entwicklung); Praktikantinnen bzw. Freiwillige ergänzen diesen Personalstamm zeitweilig.
Ich sehe viele Parallelen zwischen dem CESDDRC und unserem Umweltbüro Nord e.V. - Zielstellungen, Bibliothek (wir haben allerdings nur zwei Mitarbeiterinnen und nur 30 m² Fläche, aber unser computergestützter Katalog ist schon fertig). Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass das CESDRRC keine unabhängige Einrichtung ist; es ist dem CEEC unterstellt.

Das CEEC (Center for Environmental Education an Communications) beschäftigt ca. 40 Mitarbeiter, drei davon sollen die Umweltbildung in ganz China forcieren; eine für diesen Personalstamm recht anspruchsvolle Aufgabe. Das CEEC war bei der Organisation des Workshops mit beteiligt und hat auch Referenten gestellt. Die anderen Mitarbeiter sind u.a. damit befasst, tagesaktuelle Umweltinformationen für das Internet bereitzustellen (www.chinaeol.com/) bzw. weitere Informationsdienste zu realisieren (was in der sozialistischen DDR undenkbar gewesen wäre). Das CEEC koordiniert die Arbeit einer ganzen Reihe weiterer vergleichbarer staatlicher Einrichtungen (PEC - Publicity an Environmental Education Center) auf Provinz-, Stadt- und Bezirks-(Kreis-)Ebene.

Das CEEC betreut die Kampagne Green Schools (www.greenschools.com.cn/), die nach dem Vorbild der Kampagne Umweltschulen in Europa organisiert ist und die hier in China im Jahr 2000 gestartet wurde. Das Anliegen der Kampagne ist, umwelt-engagierte Schulen ideell auszuzeichnen und somit ihrer Arbeit eine offizielle Würdigung zu verschaffen. Dies soll andere Schulen zum Nacheifern anregen. Die Green Schools engagieren sich - mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung - in Bereichen wie Umwelt-Unterricht, Soziales, Umweltschutz im Alltag, Ausbildung des Umweltbewusstseins sowie Partizipation der Schüler. Ca. 3.000 chinesische Schulen sind bereits an der Kampagne beteiligt, die auf Provinz- und auf Landesebene durchgeführt wird. Teilnehmer sind bisher Schulen aus 16 Provinzen, überwiegend aus dem Osten Chinas. Am weitesten fortgeschritten ist das Programm in den Provinzen Guangdong und Jiangsu, wo es jeweils über 400 anerkannte "Grüne Schulen" gibt. In anderen Provinzen, wie zum Beispiel Liaoning haben dagegen erst 15 diese Anerkennung erhalten.

Das CEEC untersteht direkt der dem chinesischen Umweltministerium, dem SEPA (State Environmental Protection Agency). SEPA gibt die monatlich erscheinende Zeitschrift "Environmental Education" heraus.

CEEC und CESDRRC sind im Umweltzentrum der Chinesisch-Japanischen Freundschaft angesiedelt. Dies ist ein großes Hochhaus im Norden Beijings, das von Japan als Wiedergutmachung für die Zerstörungen im zweiten Weltkrieg aufgebaut wurde (mit ähnlichem Hintergrund gibt es unweit ein Krankenhaus der Chinesisch-Japanischen Freundschaft und ein chinesisch-japanisches Jugendaustauschzentrum) und das viele verschiedene Einrichtungen bzw. Firmen der Umwelt-Branche beherbergt.

Auch im Kultusministerium gibt es inzwischen ein Interesse an der Umweltbildung. Die Hauptabteilung Primäre Bildung arbeitet daran, Umweltbelange ins Curriculum zu integrieren, sie engagiert Experten für die Forschung und führt auch Veranstaltungen durch. Leider waren keine Vertreter des Kultusministerium an dem Workshop in Beijing beteiligt, daher kann ich keine Details berichten.

Neben den staatlichen chinesischen Strukturen spielen NGOs und ausländische Partner (oftmals gemeinsam!) eine große Rolle, auch wenn die Vielfalt der Vereine hier um Größenordnungen hinter der in Deutschland zurücksteht. Sie bereichern die chinesische Umweltbildung mit Ideen, Know-how und auch Geld ganz enorm. (Ein Referent des staatlichen CEEC schätzte, dass ca. 70% der Finanzierungen für die chinesische Umweltbildung aus dem Ausland kommen.) Konkrete Beispiele sind:

  • Die Heinrich-Böll-Stiftung hat den Umweltbildungs-Workshop in Beijing im Mai 2001 finanziert.
  • Die Organisation Friends of Nature (FON) betreibt in Beijing das erste chinesische Umweltmobil. Mit diesem "Antilopen-Mobil" können auch entlegenere Schulen aufgesucht und betreut werden. Es wurde von der Stiftung Save our Future (S.O.F.) finanziert; gemeinsam mit der Freien und Hansestadt Hamburg finanziert diese Stiftung auch das (zweite chinesische) Umweltmobil in Shanghai.
  • Die Deutsche Außenhandelskammer in Shanghai hat ihre Ressourcen und Kontakte eingesetzt, um die Initiative für ein Umweltmobil in Shanghai zu unterstützen.
  • Der WWF engagiert sich nicht nur in konkreten Naturschutzprojekten sondern unterstützt auch im Rahmen der von BP-Amoco gesponsorten Environmental Educators Initiative die Umweltbildung. Für dieses sechsjährige Vorhaben wurden in der Beijing Normal University, in der Huadong Normal University (Shanghai) und in der Xinan Normal University (Chongqing) umweltpädagogische Ausbildungszentren eingerichtet. Hier werden Grundschullehrer fortgebildet (auch die Schulleiter!), welche mit Umweltbildung experimentieren. Die Erfahrungen werden dokumentiert und in der Zeitschrift "Environmental Educators Initiative" publiziert; auch ein Materialband für Lehrer ist bereits aus diesem Projekt hervorgegangen.
  • Die Kampagne Hand in Hand Global Village wurde von verschiedenen Zeitungen ins Leben gerufen. Ziel ist, die Umweltbildung und den Umweltschutz in Schulen zu forcieren. Eine Aktion besteht darin, dass Schulkinder in ihren Familien bzw. im Wohnumfeld verwertbare Abfälle (vor allem Verpackungen) sammeln und diese in die Schule mitbringen (vergleichbare Aktionen, getragen von der Pionierorganisation bzw. der FDJ, gab es auch in der DDR). Diese Wertstoffe werden verkauft, der Erlös kommt dem Aufbau von Umweltschulen in armen ländlichen Gebieten zugute. Inzwischen beteiligen sich ca. 800 chinesische Schulen an der Kampagne, davon allein 120 in Beijing. Hinter dem Namen Global Village steht der Gedanke, dass die Erde ein Dorf ist und somit jeder auch verantwortlich für seine Nachbarn handeln sollte. Zudem hat die Aktion zum Inhalt, die Schulen wie ein Dorf zu organisieren. Es wird ein "Bürgermeister" gewählt, der die Durchführung leitet, es wird eine Altstoffsammelstelle eingerichtet, ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit und eine Bank, welche die durch den Verkauf von Altstoffen erwirtschafteten Gelder verwaltet.
  • Gut 50 chinesische Schulen beteiligen sich an dem internationalen und auch in Deutschland bekannten GLOBE-Projekt. Schüler aus aller Welt sammeln hier Daten zur Umweltsituation, speisen diese in ein Datennetz ein und können auf die Auswertungen zugreifen. Koordinationsstelle für China ist das CEEC.

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