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Unesco-Dekade

Nationale Strategie Bildung für Nachhaltigkeit in Finnland

Die nationale Kommission für nachhaltige Entwicklung / Abteilung für Bildung hat 2006 eine nationale Strategie zur BNE vorgelegt (Strategy for Education and Training for Sustainable Development and Implementation Plan 2006-2014). Die Strategie richtet sich an Entscheidungsträger im Bildungssystem (im weitesten Sinne). Sie nimmt Bezug auf das nationale Kerncurriculum und auf die UN-Dekade zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Neben den nachfolgend auszugsweise vorgestellten Zielen und Plänen enthält das Dokument u.a. auch eine Beschreibung der für die BNE relevanten Strukturen und Akteure sowie Verweise auf vertiefende Evaluationen / Untersuchungen zur Umweltbildung und BNE.

Das Anliegen einer nachhaltigen Entwicklung ist es demnach, soziales, kulturelles und ökonomisches Wohlergehen zu sichern, ohne dabei die natürlichen Ressourcen aufzuzehren bzw. die natürlichen Gleichgewichte zu überlasten. Dazu muss erreicht werden, dass die Bürger das Wissen, die Fähigkeiten, die Bereitschaft und die Vision haben, welche sie befähigen, eine nachhaltige und gerechte Zukunft aufzubauen sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreiben.

Aufbauend darauf, werden Rolle und Aufgaben der BNE formuliert.

Anforderungen an die Bildung für nachhaltige Entwicklung

Bildung und Ausbildung für eine nachhaltige Entwicklung streben danach, das Wissen, die Fertigkeiten, die Bereitschaft und die Visionen zu entwickeln, die nötig sind, um sich einen nachhaltigen Lebensstil zu eigen zu machen, und um mit den Bürgern eine am Leitbild der Nachhaltigkeit orientierte Zukunft aufzubauen.

BNE zielt demnach darauf:

  • die Verbindung zwischen menschlichem Wohlergehen, Ökonomie und Umweltschutz zu erkennen; mit dem Ziel einer ökoeffizienten und fürsorgenden / sozialen Gesellschaft
  • das Verständnis für das eigene kulturelle Erbe, die verschiedenen Kulturen zu erhöhen
  • die Bereitschaft zu erhöhen, Veränderungen in der Umwelt, der Gesellschaft und im menschlichen Wohlergehen festzustellen, ihre Ursachen und Wirkungen in unserer unmittelbaren Umgebung als auch auf globalem Level
  • Veränderungen in Alltagsgewohnheiten und Engagement für einen nachhaltigen Lebensstil zu erreichen
  • die Bereitschaft und Motivation zu erhöhen, sich als Bürger bzw. als arbeitender Mensch bzw. als Mitglied anderer gesellschaftlicher Gruppen einzumischen und Entscheidungsprozesse mit zu beeinflussen
  • die beruflich relevanten Fähigkeiten zu vermitteln, welche die Voraussetzung dafür bilden, die verschiedenen Wirtschaftszweige nachhaltiger zu entwickeln

Eine nachhaltige Entwicklung erfordert die Fähigkeit, Dinge in ihrer Ganzheit zu verstehen. Das ruft nach einer breiten Wissensbasis darüber, wie die Gesellschaft, Handel, Industrie und natürliche Umwelt arbeiten, wie Entscheidungen gefällt werden, und welche Möglichkeiten Bürger haben, Entscheidungsfindung zu beeinflussen. Es erfordert die Fähigkeit und Courage, gegenwärtig übliche Praktiken kritisch zu prüfen und ggf. zu verändern. Die Erbauer einer nachhaltigen Zukunft brauchen Einsicht, wie sehr Veränderungen und eine ethische Verantwortung für nationale und globale Gleichheit und Verteilung von Wohlbefinden notwendig sind. Fähigkeiten im Sammeln von Informationen, Problemlösen, Kommunikation, kritischem und innovativen Denken, die Fähigkeiten, unterschiedliche Interessen auszugleichen und Konflikte zu handhaben / zu lösen, werden benötigt.

Der Mut, soziale und ökonomische Probleme anzupacken und die Fähigkeit, lokale Aktivitäten in globale Zusammenhänge einzuordnen, sind notwendig. Jedermann muss die Erfahrung, Verantwortung zu übernehmen, und in öffentlichen Angelegenheiten zu partizipieren, in jungen Jahren erwerben. In der Zusammenarbeit erwerben alle Beteiligten die Erfahrung, was es bedeutet, eine nachhaltige Zukunft in einer berufsübergreifenden Kooperation aufzubauen. Bürger, die es gewohnt sind, nachhaltige Wahlen zu treffen und sich für einen nachhaltigen Lebensstil einzusetzen, sind die treibende Kraft für den Wandel in allen Phasen und Aufgabe ihrer Lebenszeit.

Entwicklungsziele und Programme

Die Vision nachhaltige Lebensstile in einer nachhaltigen Gesellschaft soll durch folgende Ziele und Maßnahmen untersetzt werden:

Zusätzliche Unterstützung für Entwicklungsarbeit

  • Nationale Strategien / Pläne: BNE ist ein Schlüsselbereich in Bildungsstrategien. Erziehung und Ausbildung im Sinne der Nachhaltigkeit sollten auch in den Strategien anderer Akteure und in anderen Bereichen der Verwaltung - insbesondere in Sozial- und Gesundheitsbehörden - eine Rolle spielen.
  • Aufbau von Partnerschaften und Netzwerken von Entwicklungszentren.
    Umwelt- und Bildungsministerium sowie Zentralamt für Bildungswesen (National Board of Education) sollen dazu einen regulären Austausch zwischen den Verwaltungsbereichen und den Organisationen auf staatlichem Level einrichten.
    >>u.a. sollten staatliche Förder- und Unterstützungsstrukturen geglättet werden.

Entwicklung von Know-how

  • Nachhaltige Entwicklung sollte in der Ausbildung und in der berufsbegleitenden Weiterbildung von Lehrern eine angemessene Rolle spielen.
  • Geeignete pädagogische Materialien sind zu entwickeln; insbesondere muss aber auch der bereits existierende Bestand an Materialien kritisch gesichtet werden, z.B. um gute Materialien besser bekannt zu machen.

Entwicklung und Verbreiterung von Lernumgebungen

  • Die Gesellschaft als Lernumgebung: Hierfür werden Partner gebraucht. NeueTechnologien und elektronische Lernumgebungen tragen dazu bei, Netzwerke abwechslungsreicher zu gestalten und zu vergrößern.
  • Lernende sollten Erfahrungen mit Partizipation und Bürgerbeteiligung machen.
  • Jede Bildungseinrichtung sollte ein Aktionsprogram für Nachhaltigkeit entwickeln, welches die Bereiche Management, Lehre und Alltagsaktivitäten behandelt.
    Bis 2010 sollten alle Bildungseinrichtungen eigene Nachhaltigkeitsprogramme haben.
    Nachhaltigkeitskriterien für Bildungseinrichtungen sollten entwickelt werden.
    Bis 2014 sollten 15% der Schulen und anderen Bildungseinrichtungen ein Umweltzertifikat erworben haben (davon ca. 80% das Eco schools-Siegel und 20% finnische Umweltzertifikat für Bildungseinrichtungen; Details siehe Umweltzertifikat)

Folgearbeiten und Evaluation

Folgearbeiten und Evaluation sind abzusichern.

Probleme / Herausforderungen

Ein solche anspruchsvolles Programm ist nicht aus der laufenden Arbeit heraus und auch nicht in Form von (zusätzlichen, kurzfristigen) Projekten realisierbar, sondern nur, wenn dafür im Bildungssystem (zusätzliche) Mittel / Geld / Strukturen bereitgestellt werden. Zudem ist es erforderlich, dass sich verschiedene Ministerien gemeinsam engagieren.

Nach den Parlamentswahlen im Frühjahr 2007 hat in Finnland ein Regierungswechsel stattgefunden. Es ist noch offen, wie sich die neue Regierung zur BNE positionieren wird. Es geht jetzt darum, Partnerschaften zu knüpfen und Ressourcen zu sichern.

Zudem läuft In Finnland eine Verwaltungsstrukturreform. Gegenwärtig gibt es gut 400 Kommunen; diese Zahl wird als viel zu hoch erachtet, sie soll in den nächsten Jahren durch die Verschmelzung von Kommunen oder durch die Bildung von Verwaltungs- und Dienstleistungsgemeinschaften drastisch reduziert werden. Es liegt nahe, dass damit z.B. auch die Schließung oder Zusammenlegung von Schulen mit auf der Tagesordnung steht. Das hat Auswirkungen auf die Planungszahlen, aber auch auf die Fähigkeit und Motivation der Schulen, BNE zu implementieren.

Quellen

  • Finnish National Commission on Sustainable Development, Sub-committee for Education: Strategy for Education and Training for Sustainable Development and Implementation Plan 2006-2014, Helsinki, 2006
  • Erkka Laininen (Okka Foundation): Persönliche Mitteilungen im Rahmen des Finnisch-Deutschen Erfahrungsaustauschs zur Bildung für nachhaltige Entwicklung in Finnland
  • National Core curriculum for basic education

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