Die Ostsee-Fischerei

Arten und Fangmethoden


 

 

Die Geschichte der Fischerei

 
 

 

 

 

 

 

 

Fischerei und Schifffahrt sind fast so alt wie die Menschheit. Auch in der hiesigen Region haben seit Jahrhunderten Menschen Schritt für Schritt die Gewässer als wichtige Nahrungsquelle und günstigen Transportweg erschlossen. In diesem armen und kargen Landstrich waren die Bewohner aus Überlebensgründen gezwungen den Meerestieren nachzustellen. Zur Ausübung der Fischerei boten die Flüsse, der Bodden und die Ostsee regelrecht ideale Bedingungen.
 
Schon die früher hier ansässigen Slawen verstanden das Fischereihandwerk. In Jahrhunderten, oft bei sehr harter Arbeit, entwickelten die fischenden Bauern ihre bescheidenen Gerätschaften immer weiter. So waren Angelhaken aus Knochen oder Eisen und Fischspeere bzw. Harpunen bekannt. Vor allem die verschiedenen Arten der Reusen und Fangnetze spielten eine gewichtige Rolle.
 
Die Fischerei wurde vorwiegend in Ufer- und Küstennähe betrieben. Mittels Stellnetzen, Aal- oder Hechtangeln und Reusen brachten Fischer Zander, Brachsen, Hecht, Barsch und Aal an Land. Im April bis Juni konnten sie mit reichem Heringsfang vor ihrer Küste rechnen.
 
Der im Mittelalter angelandete Fang war nicht sehr groß und die Fischkonservierung im 16./17. Jahrhundert noch nicht so perfekt wie heute. So mussten die Kinder und Frauen zum Teil auch in der Nacht den Fang säubern, einsalzen, trocknen oder beim Nachbar zum Kauf anbieten. Allein von der Fischerei zu leben war fast unmöglich, Ackerbau und Viehzucht halfen mit die Familie zu ernähren.
 
Fuhren z.B. die Rostocker um 1580 mit größeren Schiffen durch den Sund zum freien Heringsfang an die norwegische Küste und hatten in einem Jahr bis über 400 Sundpassagen hauptsächlich Fisch an Bord, ging es zwischen Recknitz und Prerowstrom weit bescheidener zu. Es fehlte einfach an Geld, um ihre offenen Fangfahrzeuge durch große und seetüchtige Schiffe abzulösen. Für diese Region war bis zum 18./19. Jahrhundert das offene, kleine Ruderboot, zum Teil mit einem Hilfssegel versehen, bestimmend. Mit Muskelkraft von zwei oder vier Mann gerudert, um an die Stellnetze, Angeln oder Reusen zu gelangen, vorausgesetzt der Wind blies nicht über Stärke fünf.
 
Neben einigen Zeesenbooten und den zahlreichen kleinen offenen Ruderbooten kam zum Fischfang auf Bodden und Küste vor allem der mecklenburgische Fischerkahn, genannt Heuer, zum Einsatz. Das noch bis in das 20. Jh. verwendete einmastige, bis zu 10 m lange, Fahrzeug konnte bis zu 20 Quadratmeter Segelfläche setzen und für die Aufbewahrung des Fangs war ein unterteilbarer Raum (Bünn) vorhanden. Damit konnte man mehrere Tage und in entfernte Gebiete auf Fang gehen.
 
Größere Fischerboote erforderten unausweichlich, dass sich die Fischer zusammenschlossen. Schon das Setzen und das Heben voller Netze konnte ein Einzelner nicht schaffen. Auch die Bedienung des größeren Bootes war für eine Person zu viel. Durch diese Gruppenarbeit entstand eine soziale Struktur, denn es gab neben dem Besitzer der Geräte noch den Anteil- oder Mitfischer und den Fischerknecht. Von je her wurden der Erlös des Fangs und die Aufwendungen unter den Mitgliedern anteilmäßig verteilt.

 

Artenreiche Ostsee

In der südlichen Ostsee gingen bei Fang-Expeditionen 40 Fischarten ins Netz. Noch vor einem Jahr waren es nur 28 Fischarten, die nachgewiesen werden konnten. Bis Ende 2004 noch überprüfen die Biologen Dr. Ralf Thiel und Renate Neumann von der Universität Rostock das Vorkommen von bedrohten Fischarten in der Ostsee zwischen Rügen, Bornholm und Usedom. Die Forscher suchen vor allem nach seltenen Fischen, die im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgeführt sind. Durch ihre Untersuchungen erhoffen sich die Biologen auch Erkenntnisse über die Lebensraum-Ansprüche der bedrohten Arten.

Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund verfolgt dieses Projekt zusammen mit der Universität Rostock, dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern und dem Staatlichen Amt für Umwelt und Natur Stralsund.

Noch mehr Arten?

Seltene Arten wie Stör, Rapfen, Bitterling, Schlammpeitzger und Weißflossengründling konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Die Ostsee-Fische

Festgestellt wurden bisher:
• Kleiner Sandaal
• Großer Sandaal
• Aal
• Stöcker
• Finte
• Hering
• Sprotte
• Schnäpel
• Lachs
• Seebulle
• Seeskorpion
• Brasse
• Rotauge
• Zährte
• europäische Sardelle
• Dorsch
• Wittling
• Schwarzgrundel, Schwimmgrundel, Schwarzmundgrundel, Strandgrundel, Sandgrundel und Glasgrundel
• großer Scheibenbauch
• Quappe
• Stint
• Kaulbarsch
• Flussbarsch
• Zander
• Flunder
• Kliesche
• Scholle
• Steinbutt
• Glattbutt
• kleine Schlangennadel und Grasnadel
• Seestichling und freistachliger Stichling
• Aalmutter
• Butterfisch 

 

Die Fangmethoden


Die ersten Fischdampfer benutzten noch Langleinen als Fanggeschirr für die Fische. Bald wurde aber die Fangmethode auf Schleppnetze umgestellt. Die Netze werden entweder seitlich an den Schiffen ausgesetzt oder am Heck des Schiffes hinterhergezogen. Die Schleppnetze haben ein Grundgeschirr, das über den Boden gezogen wird und durch sog. Scherbretter offen gehalten wird.

Neben der Frage, wie die künftige Form des Fischereifahrzeuges sein wird, bekommt die Frage nach neuen Fischfangmethoden immer mehr Bedeutung. Die vielversprechendste Methode ist die Elektrofischerei : Die Elektrofischerei beschäftigt sich damit, Fische durch bestimmte elektrische Impulse anzulocken. Die Entwicklung begann vor zehn Jahren unter der Leitung von Dr. Kreutzer, jedoch waren die Fördermittel des deutschen Hochseefischereiverbandes zu gering und so holte ein amerikanischer Fischindustrieller Dr. Kreutzer in die USA und ließ ihn dort weiterforschen. Nach nur ein paar Jahren gelang es, die Elektrizität beim Fang der Fischsorte "Menhanden" so erfolgreich einzusetzen, dass die Schiffe für die gleiche Fangmenge nur die Hälfte der Mannschaft benötigten. Wenn auf Wunsch der deutschen Hochseefischerei die von Dr. Kreutzer durchgeführten Versuche beim Schleppnetzfang angewandt würden, gäbe es ganz neue Perspektiven für den deutschen Fischfang.

Auch von der technischen Ausrüstung her haben sich die Fischtrawler zu hochspezialisierten Fischereifahrzeugen entwickelt. War früher noch der Zufall, Erfahrungswerte oder die "Spürnase" des Kapitäns entscheidend für den Fang, so sind heute elektronische Geräte im Einsatz, die die Fischschwärme orten und verfolgen können. Es gibt sog. Füllgradmesser für die Netze, kabellose Sonden , die Informationen über Netzöffnung und Fischeinläufe auf einen Farbbildschirm übertragen usw.

Die technische Entwicklung macht auch vor der Vermarktung der Fische keinen Halt. Wurden die Fische bisher traditionell nach dem Löschen in den Fischhallen von einem auf einem Wagen sitzenden Auktionator auf Zuruf meistbietend versteigert, so geschieht dies seit Mai 2002 "online", d.h. über eine Video-Leinwand werden die aktuellen Preise angezeigt. Den Zuschlag erhält der, der zuerst einen Knopf drückt.