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Unesco-Dekade

Land unter... Hochwasser und Umweltbildung

Hochwasserschutzpolitik in Deutschland überdenken

Pressemitteilung des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern vom 27.8.02 (gekürzt)

Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Prof. Dr. Wolfgang Methling hat heute in Schwerin auf der Landespressekonferenz über den Verlauf des Elbehochwassers in M-V informiert und sich dafür ausgesprochen, die Hochwasserschutzpolitik in Deutschland neu zu überdenken.

Auch wenn die Gefahr von Deichbrüchen noch nicht ganz gebannt ist kann eingeschätzt werden, dass sich das vom Umweltministerium seit 1992 durchgeführte Hochwasserschutzprogramm Elbe bewährt hat. In den letzten 10 Jahren wurden insgesamt 49.671 Mio. Euro zur Verbesserung der Deiche und für weitere Hochwasserschutzmaßnahmen an der Elbe sowie an deren Rückstaugebieten, wie Sude, Schaale, Krainke, Löcknitz, Rögnitz und Bolze eingesetzt. 12 Mio. Euro werden jährlich für Unterhaltungsmaßnahmen ausgegeben.

Auf Grund des langen und starken Wasserdrucks wurden bis heute in den Abschnitten Dömitz und Boizenburg an 14 Stellen Qualm- und Sickerwasseraustritte festgestellt, die mit Vlies und Sandsäcken gesichert wurden. Knapp 2 Mio. Sandsäcke wurden verbaut, weitere 1,4 Mio. Säcke sind gefüllt. Allein an den Deichen stapeln sich 1.385.000 Sandsäcke mit 39.000 Kubikmetern Sand. Diese müssen schnell abgetragen werden, damit sich die Grasnarbe auf den Deichen erholen kann. An einigen Stellen wird Sand zur Verstärkung der Deiche eingesetzt. Am Broda Deich bleiben die Folien liegen, als Schutz vor dem Winterhochwasser. Auch der Notdeich am Hafen Boizenburg bleibt bis zum Abschluss der dortigen Bauarbeiten erhalten. Die sanierten Deiche sind auf das Bemessungshochwasser in Höhe und ausreichender Kubatur ausgebaut und es ist nicht vorgesehen, eine weitere Erhöhung vorzunehmen. Lediglich die noch nicht sanierten Abschnitte (Broda Deich und Deich Randkanal Horst) werden auf das Bemessungshochwasser erhöht. Geprüft werden muss jedoch, wie einzelne Strecken wasserseitig noch besser abgedichtet werden können - z. B. durch das Auftragen einer Lehmschicht.

Im Einzugsgebiet der Elbe ist das Grundwasser angestiegen. Nach jetzigem Kenntnisstand sind negative Einflüsse auf das Grundwasser nicht zu erwarten, wobei die Messungen noch fortgesetzt werden. Zur Beurteilung der Gewässergüte wurde die Wassergütestelle Elbe der ARGE ELBE mit der Durchführung von Untersuchungen beauftragt. Die bisher in der Elbe und in der Mulde ermittelten Befunde ergaben keine deutlich erhöhte Schadfstoffbelastung. Auch die vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) seit dem 16.08.02 in Dömitz durchgeführten täglichen Untersuchungen lassen keine grundsätzliche Verschlechterung der Wasserqualität der Elbe erkennen. Zwar werden 7 bis 8 mal mehr Nähr- und Schadstoffe transportiert, auf Grund des hohen Wasserstandes findet jedoch eine weitaus größere Verdünnung statt. Höhere Werte wurden bei Schwermetallen festgestellt. Ein weiteres Problem ist der geringe Sauerstoffgehalt des Wassers, der ein mögliches Gefährdungspotenzial für Fische darstellen könnte. Höchste Priorität für den Gewässerschutz muss die Wiederinbetriebnahme der Kläranlagen im Einzugsgebiet der Elbe haben, da mit der Einleitung ungereinigter Abwässer die größten gesundheitlichen Risiken verbunden sind. In M-V wurden Kläranlagen nicht beschädigt.

Das Jahrtausendhochwasser hat Fragen des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Um solche Katastrophen künftig zu verhindern oder zumindest zu begrenzen sind nach meiner Meinung folgende Maßnahmen notwendig:

  1. um die weitere Erwärmung der Erde zu stoppen, müssen die Kohlendioxid-Emissionen drastisch reduziert werden.
  2. in den Einzugsgebieten der Flüssen muss eine Entsiegelung statt einer
    Versiegelung vorgenommen werden.
  3. es muss eine Erweiterung statt einer Reduzierung von Retentionsräumen erfolgen. Natürliche Senken müssen erhalten werden. (Überflutungsräume, Polder, Nebenflüsse, Kanäle, Speicher)
  4. in Überflutungsgebieten sollte keine Neubau, sondern eher ein Rückbau
    vorgenommen werden.
  5. auf Ackernutzung muss zugunsten einer möglichst extensiven Grünlandnutzung verzichtet werden.
  6. Schiffe sollten künftig der Elbe angepasst werden und nicht umgekehrt.
    Die Elbe zu einem Kanal auszubauen, ist der falsche Weg.

Quelle: Pressemitteilung des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern Nr. 162/02 vom 27.8.2002
Schloßstraße 6 - 8, 19053 Schwerin
Telefon: (0385) 588-8003, Telefax: (0385) 588-8990
E-Mail: pressestelle@um.mv-regierung.de

Kontakt: Ilona Stadler