Die grüne Schultasche - Schüler-Materialien im ökologischen Test (Kl. 5/6)

Ziele

Eigenes Verhalten reflektieren. Umweltfreundliche Produkte kennen lernen. Das Umweltzeichen „Blauer Engel“ als eine nützliche Orientierungshilfe kennen lernen.

Zielgruppe

Klassenstufe 5/6

Fachbezug

AWT (So viel Müll - muss das sein? / Wo kommen die Waren und Dienstleistungen her?)
Philosophie (Umgang mit der Natur als Bereich gesellschaftlicher Verantwortung)
Deutsch (Beschreiben von Gegenständen, Sinn erfassendes Lesen von Sachtexten, Sammeln von Literatur zu einem bestimmten Thema)

Vorbereitungs- und Durchführungsaufwand

I (gering)

Zeitbedarf

3-4 Unterrichtsstunden

Voraussetzungen und Vorbereitung

Für diese Lehreinheit benötigen Ihre Schüler Informationen über umweltgerechte Schüler- und Büromaterialien. Besorgen Sie die angegebenen Informationsbroschüren in ausreichender Stückzahl!

Ein sehr nützlicher Wegweiser ist das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Im Internet gibt es dazu Informationen, daher benötigen Ihre Schüler Computer mit Internetanschluss. Sie können Ihren Schülern aber auch Ausdrucke der entsprechenden Webseiten beschaffen.

Durchführung

Einstimmung (½ Unterrichtsstunde)

Zur Einstimmung können Sie die Geschichte von Nelly und dem Kunststoffwurm vorlesen.

Nelly und der Kunststoffwurm

Ein wunderschöner Sommer neigte sich dem Ende zu. Nelly hatte tagelang mit ihren Freundinnen gespielt, sie hatte sich einige Zeit von ihrer Großmutter in der Stadt verwöhnen lassen und war mit Ihren Eltern an der See gewesen. Nun hatte sie noch eine Woche auf dem Reiterhof vor sich - ihr größter Ferienwunsch durfte also noch in Erfüllung gehen - dann waren die Ferien vorbei.

Natürlich hatte Nelly die ganze Zeit über keinen einzigen Gedanken an die Schule verschwendet. Nur an Mike hatte sie ab und zu denken müssen, den lustigen Neuen, der nach den Winterferien in ihre Klasse gekommen war. Ihre Schulmappe jedenfalls lag still und verlassen unter dem Bett.

Doch halt! Wenn Nelly jetzt in ihrem Zimmer gewesen wäre, hätte sie ein leises, nagendes Knuspern hören können - vorausgesetzt, sie hätte nicht gerade wieder lautstarken Streit mit ihrem Bruder gehabt. Das Knuspern war am deutlichsten in der Nähe des Bettes zu hören. Kein Wunder, denn es kam direkt aus der Schulmappe.

Ein kleiner bunt schillernder Wurm hatte sich dort eingenistet, nicht größer als ein Streichholz, aber natürlich viel beweglicher. Ein ganz normaler Kunststoffwurm eben. Wie bitte?! Ihr wisst nicht, was ein Kunststoffwurm ist? Ein Holzwurm ernährt sich von Holz, und ein Kunststoffwurm ernährt sich von Kunststoffen - von Joghurtbechern, Plastiktüten, Buchhüllen und all solchen Dingen, je bunter, desto besser. Von der Ernährung abgesehen, gibt es eigentlich nicht viele Unterschiede zwischen Holz- und Kunststoffwürmern. Besonders ähnlich sind beide in dem, was sie nach ihren Mahlzeiten zurücklassen: nämlich Löcher.

Nelly würde Augen machen, wenn sie vom Reiterhof zurückkam und in ihre Mappe greifen musste: Das kleine Loch seitlich in der Mappe würde sie vielleicht gar nicht bemerken. Aber ihre schönen farbigen Buchhüllen sahen aus wie Siebe. Von ihren Filzstiften waren nur ein paar Späne übrig geblieben. Ihr Radiergummi sah aus wie ein kleiner Schweizer Käse - nur eben grün. Nelly würde Augen machen...

Vorausgesetzt, es gäbe tatsächlich Kunststoffwürmer: Was würde so ein Tierchen in den Schulmappen Ihrer Schüler zu futtern finden? Lassen Sie Ihre Schüler in ihre Schulmappen schauen! Dabei überlegen die Schüler, welche Produkte sie in ihren Schultaschen haben und zu welchen Produktgruppen diese geordnet werden können. Diese Arbeit kann jeder für sich durchführen, es ist jedoch auch denkbar, dass sich hierfür Kleingruppen bilden.

Welche Produktgruppen infrage kommen, ist der Tabelle (weiter unten) zu entnehmen.

Umweltkriterien (1½ Stunden)

Nun informieren sich die Schüler darüber, was „umweltfreundliche Produkte“ sind. Dies ist nicht ganz einfach, da es viele unterschiedliche Kriterien gibt, anhand derer dies bewertet werden kann. Als umweltfreundlich können Produkte bezeichnet werden, wenn sie:

langlebig, reparierbar oder nachfüllbar sind,
aus Recycling-Material hergestellt sind,
nach Gebrauch verwertet werden können (das ist allerdings gegenüber der Herstellung aus Recycling-Material ein wesentlich schwächeres Kriterium, denn verwertbar sind z.B. alle Schreibpapiere)
keine gesundheits- oder umweltschädlichen Inhaltsstoffe enthalten (das ist im konkreten Fall sehr schwer festzustellen)
ohne Umweltbelastungen hergestellt werden (auch das ist für Ihre Schüler kaum festzustellen).

Anhand der vorliegenden Informationsmaterialien versuchen die Schüler, die von ihnen verwendeten Produkte zu bewerten. Die Tabelle gibt Ihnen Anhaltspunkte, damit Sie die Arbeit Ihrer Schüler unterstützen können.

Herkömmliche und umweltfreundliche Schulmaterialien
Schulmaterial	herkömmliche Ausführung	umweltfreundliche Ausführung	Begründung / Umweltvorteile
Schulmaterial	herkömmliche Ausführung	umweltfreundliche Ausführung	Abfall-vermeidung	Recycling- material	weniger Schadstoffe
Kleber	mit Lösemittel (riecht!)	auf Wasserbasis, Klebestifte			X
Klebebänder	PVC	PE, PP, Zelluloseacetat			X
Klebebänder	div. Kunststoffe (siehe oben)	Recyclingpapier		X	X
Fasermaler, Textmarker, Flipchartmaler	mit Lösemittel (riecht!)	mit Nachfülltinte auf Wasserbasis Buntstifte (trocken)	X		X X
Kugelschreiber	Einweg	Mehrweg, Ersatzminen	X
Korrekturlack	mit Lösemittel (riecht!)	auf Wasserbasis Blätter (trocken)			X X
Radiergummi	PVC	Naturkautschuk			X
Bucheinband, Hefter	div. Kunststoffe	Recyclingkarton, Recyclingkunststoff		X X
Schulmappe, Federtasche	Kunststoffe, Stoff	Leder (hält länger)	X

Besonders hilfreich sind die Informationen zum Umweltzeichen „Blauer Engel“ ( www.blauer-engel.de/ ). Dort können sich die Schüler über Büroartikel, Kartonprodukte, Papier, diverse Recycling-Materialien, Mehrweg-Getränke-Verpackungen, Taschenrechner, Textmarker und vieles mehr informieren. Nicht alle der hier angegebenen Kriterien sind für Schüler verständlich. Helfen Sie ihnen, sich auf einige wesentliche Punkte zu konzentrieren!

Das wichtigste Schulmaterial ist jedoch nach wie vor Papier. Die Schüler schreiben auf Papier, und auch Lehrer verwenden große Mengen an Papier z.B. für Kopien, die sie an Schüler verteilen. Hier ist umweltgerechtes Verhalten eigentlich ganz einfach:

Papier sparsam verwenden
wo immer möglich Recyclingpapier einsetzen
Altpapier in guter Qualität für das Recycling sammeln.

Mehr Informationen zum Thema Papier finden Sie im Abfallratgeber für Schulen.

Im Ergebnis ist für alle Produktgruppen bekannt, welche konkreten Produkte als relativ umweltfreundlich eingestuft werden können und welche Produkte bedenklich sind. Sorgen Sie dafür, dass die Gruppen ihre Erkenntnisse austauschen!

Ergebnissicherung (1-2 Stunden)

Um die gewonnenen Erkenntnisse produktiv umzusetzen, können Ihre Schüler eine umweltgerechte Schultasche zusammenstellen und in der Schule präsentieren.

Erfahrungen und Ergebnisse

Erfahrungsgemäß ist die eigene Schulmappe für Schüler kein Umweltthema. Dem entsprechend ist der Handlungsbedarf groß. Bloße Appelle nutzen allerdings wenig - hilfreicher ist es, wenn in der Schule eine Verkauf von umweltfreundlichem Arbeitsmaterial organisiert wird (siehe Der grüne Unternehmensgeist)!

Spezielle Tipps

Mit der gleichen Intention können Schüler auch den Bürobereich der Schule unter die Lupe nehmen. Hier spielen dann zusätzlich die Bürogeräte wie Kopierer, Computer, Drucker und deren Verbrauchsmaterialien eine Rolle.

Zum Thema Papier gibt es bundesweit Akteure, die sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem wichtigen Stoff einsetzen. Kontakte finden Sie im Abfallratgeber für Schulen.

Literatur und Kontakte

Informationen zum Blauen Engel - Grundsätzliches, Vergabekriterien, Produkte und Hersteller - sind im Internet unter www.blauer-engel.de/ zu finden.

Die Stiftung Naturschutz Berlin gibt jedes Jahr die Broschüre "Umweltfreundliche Schulmaterialien - ein Ratgeber für Eltern und Lehrer" heraus. Die Publikation enthält Tipps, wie und wo Eltern die benötigten Materialien - angefangen vom Schulranzen über Hefte und Kleber bis hin zum Pausengetränk - preisgünstig einkaufen können. Zusätzliche Ratschläge gibt es zum Schulfrühstück und zur Sicherung des Schulwegs. Die jeweils neu aufgelegte Broschüre kann gegen Einsendung von 3,00 Euro in Briefmarken bei der Stiftung Naturschutz Berlin bestellt und unter folgender Internetadresse als pdf-Datei abgerufen werden: http://www.stiftung-naturschutz.de/veroeffentlichungen/schulzeit/

Pädagogische Materialien, die Sie für den Unterricht einsetzen können und die zum Teil auch Hintergrundinformationen für Ihre Schüler enthalten:

Jenchen, H.-J. / Klenk, G. (Hrsg.): Ökologie im Schulalltag - Grundlagen, Aktivitäten und Unterrichtshilfen. Ökotopia-Verlag, Münster 1992
Löster, Daniela: Projekt Müll. Verlag an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 1993
Pädagogisches Institut für die deutsche Sprachgruppe: Umweltfreundliche Schule. Eigenverlag, Bozen 1993
Freie und Hansestadt Hamburg (Hrsg.): Vom Denken zum Handeln - Wegweiser zu einer umweltverträglichen Schule, Teil 1 + 2. Eigenverlag, Hamburg 1996

Eine detaillierte Anleitung zur Untersuchung des Papierverbrauchs einer Schule enthält die Broschüre Klimadetektive in der Schule.

Einen Katalog mit umweltfreundlichem Materialien speziell für Schulen hat die Firma memo herausgegeben.

Bitte nutzen Sie auch folgende Informationen auf diesem Server:

Diese Unterrichtseinheit wurde zuerst publiziert in: Tilman Langner: Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen Scriptor, 2000

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Klimadetektive ist ein Projekt des Umweltbüro Nord e.V. (www.umweltschulen.de/umweltbuero/).

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