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Unesco-Dekade

UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005-2014)

Gliederung dieser Seite

Die Vereinten Nationen haben 2002 für die Jahre 2005-2014 die Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen und die UNESCO mit der Koordinierung betraut. Damit ist die Vision verbunden, „allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen, die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte Zukunft und eine positive gesellschaftliche Veränderung erforderlich sind.“ (UNESCO 2005).

In Deutschland griff die Deutsche UNESCO-Kommission diese Initiative auf. Sie verabschiedete 2003 die „Hamburger Erklärung“ und rief darin zu einer „Allianz Nachhaltigkeit Lernen“ auf. (Deutsche UNESCO-Kommission 2003). Die Kommission wendete sich darin zunächst an die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden sowie an weitere interessierte Kreise und empfahl Maßnahmen für die Umsetzung der Dekade, die später in einen nationalen Aktionsplan mündeten (siehe unten). Sie wendete sich zudem an die UNESCO und schlug für jedes Jahr der Dekade ein Thema vor.

Beteiligte Institutionen in Deutschland

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wirkt innerhalb der Bundesregierung federführend. Die Deutsche UNESCO-Kommission erhielt vom Deutschen Bundestag den Auftrag, die über die staatliche Ebene hinausreichenden nationalen Aktivitäten im Rahmen der UN-Dekade zu koordinieren. Dazu berief die Kommission ein Nationalkomitee als beratendes und steuerndes Gremium ein. Dieses Nationalkomitee hat u.a. einen Runden Tisch der Allianz Nachhaltigkeit Lernen einberufen und Arbeitsgruppen gegründet.

Nationaler Aktionsplan

2005 wurde der Nationale Aktionsplan der BNE für Deutschland veröffentlicht (Deutsche UNESCO-Kommission 2005). Er dient dem Ziel, „den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen der Bildung in Deutschland zu verankern“ (ebd., S. 10).

Für die Weiterentwicklung der BNE in Deutschland werden vier „strategische Ziele“ verfolgt (ebd., S. 10):

  1. Weiterentwicklung und Bündelung der Aktivitäten sowie Transfer guter Praxis in die Breite,
  2. Vernetzung der Akteure der Bildung für nachhaltige Entwicklung,
  3. Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung von Bildung für nachhaltige Entwicklung,
  4. Verstärkung internationaler Kooperationen.

Diese Ziele werden durch Teilziele unterlegt. In einem Maßnahmekatalog (Deutsche UNESCO-Kommission o.J.a) werden zudem beispielhaft Projekte vorgestellt, die der Umsetzung der vier strategischen Ziele dienen und dabei bundesweite Relevanz haben. Dieser Maßnahmeplan wird – wie auch der gesamte Aktionsplan – im Laufe der UN-Dekade fortgeschrieben (Deutsche UNESCO-Kommission 2008).

Dekade-Projekte

Im Rahmen der UN-Dekade werden Akteure bzw. Interessenten dazu aufgerufen, sich in der „Allianz Nachhaltigkeit Lernen“ zusammenzufinden. Seit 2005 ruft das Nationalkomitee bundesweit Projekte und Initiativen dazu auf, sich als „Offizielle Dekadeprojekte“ zu bewerben und damit die dezentrale Umsetzung der UN-Dekade zu forcieren. Über 1.000 Projekte wurden bis Sommer 2011 ausgezeichnet (Deutsche UNESCO-Kommission o.J.b). Seit 2007 können auch Kommunen für ihre BNE-Aktivitäten ausgezeichnet werden.

Die Anerkennung als Dekadeprojekte wird durch eine Jury des Nationalkomitees ausgesprochen. Die so anerkannten Projekte erhalten die Berechtigung, das Logo der Dekade zwei Jahre lang für ihre Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen. Auf diese Weise entsteht eine (bedingt durch die relativ unkonkrete Ausschreibung erfrischend bunte) Sammlung interessanter Beispielprojekte, die Sie im www.bne-portal.de abrufen können.

Hamburger Aktionsplan

Die Freie und Hansestadt Hamburg (2005) untersetzte als erstes Bundesland den Nationalen Aktionsplan auf Landesebene. Der Hamburger Aktionsplan enthält ähnliche Bausteine wie der Nationale Aktionsplan, insbesondere einen ausführlichen Maßnahmekatalog, eine Auflistung der relevanten Akteure und eine Definition von BNE.

Definition Bildung für nachhaltige Entwicklung im Hamburger Aktionsplan

Die Initiative Hamburg lernt Nachhaltigkeit wird (und Bildung für nachhaltige Entwicklung soll damit):

  • Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung aufgreifen und behandeln, insbesondere zu den Themen Energie und Klimaschutz, Konsum und Lebensstile, Biodiversität und Lebensräume, Bauen und Wohnen, Ernährung und Gesundheit, Verteilungsgerechtigkeit, Armutsbekämpfung, Menschenrechte, Welthandel, Migration und kulturelle Vielfalt, internationale Zusammenarbeit,
  • Aspekte der Geschlechtergerechtigkeit sowie interkulturelle und generationenübergreifende Perspektiven dabei berücksichtigen,
  • ökologische Themenfelder mit sozialen und wirtschaftlichen Aspekten verknüpfen,
  • lokale oder globale Nachhaltigkeitsdefizite aufzeigen und entsprechende Lösungswege entwickeln,
  • Nachhaltigkeitsstrategien (Effizienz = Erhöhung des Wirkungsgrades, Suffizienz = Hinlänglichkeit, Konsistenz = Orientierung an Naturkreisläufen und Substitution = Austausch umweltschädlicher gegen umweltfreundliche Stoffe) erlebbar und nachvollziehbar machen,
  • Kompetenzen, die Zukunft zu gestalten, fördern, die Menschen befähigen, an einer nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung mitwirken zu können (z.B. vorausschauend denken, weltoffen und neuen Perspektiven zugänglich sein, partizipieren können, an der Nachhaltigkeit orientiert planen und agieren zu können, Empathie, Engagement und Solidarität zeigen, sich und andere motivieren können, auf individuelle wie kulturelle Leitbilder reflektieren können, mit Komplexität und Ungewissheit umgehen),
  • Methoden einsetzen, die selbstorganisiertes Lernen und die Beteiligung vieler Menschen an Entscheidungsprozessen ermöglichen (z. B. Zukunftswerkstätten und -konferenzen, Open Space, Planungszellen, Simulationsspiele, Planspiele, Rollenspiele),
  • zukunftsfähige Leitbilder entwickeln und transportieren helfen (z. B. „Gut leben statt viel haben“ oder „Von linearen zu zyklischen Produktionsprozessen“),
  • die Bildungsstätte selbst zum Lernort über Nachhaltigkeit und zum Gegenstand des Unterrichts machen und sie nicht nur als Kulisse begreifen, vor der das Lernen stattfindet.“

 

Diese Definition stellt Leitplanken auf, an denen sich Bildungspraktiker bei der Konzeption, Umsetzung und Evaluation ihrer Bildungsangebote orientieren können; ich habe das für meine Arbeit als sehr hilfreich empfunden. Sie hat aber auch Nachteile: Zunächst werden hier Kriterien, die ganz verschiedenen Betrachtungsebenen (Nachhaltigkeit und Pädagogik, Ziele und Mittel) entstammen, unsortiert nebeneinander gestellt. Vor allem aber basiert diese Definition auf der Inhaltsebene auf dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, sie trägt damit dessen Nachteile – vor allem die große Unschärfe in der Abgrenzung von Themen – mit in die Bildung (vgl. Bildung für nachhaltige Entwicklung).

Weitere Aktionspläne auf Länderebene

Inzwischen haben weitere Länder entsprechende BNE-Aktionspläne vorgelegt (vgl. www.bne-portal.de).

Empfehlungen der KMK und der DUK zur BNE

Die Kultusministerkonferenz (KMK) und die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) haben 2007 gemeinsam Empfehlungen zur BNE veröffentlicht, in denen sie auch ausdrücklich Bezug auf die UN-Dekade nehmen (KMK/DUK 2007). Das nur sieben Seiten umfassende Papier ist vor allem deshalb erwähnenswert, weil sich damit die Kultusminister der Bundesländer für die Stärkung der BNE aussprechen. Wer sich als Umweltbildungspraktiker mit der Bildungspolitik seines Bundeslandes auseinandersetzen muss, wird in diesem Papier evtl. eine brauchbare Argumentationshilfe finden.

 

Der Arbeitsbereich "Agenda 21 und Bildung für nachhaltige Entwicklung" auf umweltschulen.de entstand in Kooperation mit dem Fernstudiengang Umwelt&Bildung der Universität Rostock.