Integration von Schüler/innen mit Körperbehinderung: Bestandsaufnahme
2001
12 Schüler/innen ohne Behinderung haben den schulweiten
Audit-Tag genutzt, um Erfahrungen von Menschen
im Rollstuhl nachzuempfinden und die Zugänglichkeit
aller Bereiche der Schule zu bewerten. Als Erstes
wurden die langen Wege in der Schule (z.B. von
der Klasse zur Mensa, in den NW-Trakt, zur Sporthalle
und zu den Behindertentoiletten) erkundet. Zurück von
diesen Aufträgen, äußerten sich die Schüler/innen
spontan. Hier einige Beispiele:
- “Viele machen dumme Bemerkungen und gucken
einen doof an.”
- “War echt Scheiße, weil keiner aufpasst, wo er
hinläuft und einen dann anrempelt oder umrennt.”
- “Als wir gerade auf dem Weg nach draußen waren,
stellten wir fest, dass der Aufzug kaputt war.”
- “Mit dem Rollstuhl braucht man für alles sooo viel
länger, dass man kaum Pause hat.”
Mit der nächsten Etappe haben die Schüler/innen auch
außerhalb des Schulgeländes Erfahrungen gesammelt.
Eine Gruppe fuhr mit der Straßenbahn. Hier ihr Kommentar:
- “Die scheinbar größte Aufgabe war es, eine
Station
mit der Bahn zu fahren. Doch so schlimm war es
gar nicht. Die Leute waren sehr hilfsbereit und trugen
mich in die Bahn. Ich betete, dass ich nicht zu
schwer wäre. Wäre ja peinlich. Beim Bahnverlassen
war es genauso, ich wurde hinausgetragen. Beide
Male hatte ich Angst, dass die Leute während des
Tragens ausrutschen könnten und samt mir im Rollstuhl
fallen würden.”
Links und Rechts: Unterwegs auf dem Schulgelände und im Schulumfeld
Eine weitere Gruppe versuchte, in einem Drogeriemarkt
einzukaufen. Der Weg dorthin war durch Baustellen
auf den Bürgersteigen extrem schwierig und an
einigen Stellen musste der Rollstuhl auf der Fahrbahn
statt auf dem Fußgängerweg fahren, was sehr gefährlich
war. Hier ihre Eindrücke:
- “Das war das Allerletzte. Die denken einfach bei
den Baustellen nicht an Behinderte und Kinderwagen. Im Geschäft
wurden wir direkt komisch angeguckt,
ich glaub’, die kennen das nicht. Die Cola
stand so hoch, dass ich nicht rankam. Ich musste
mehrmals fragen, ob mir jemand helfen könnte -
echt erniedrigend.”
Die gemeinsame Auswertung machte deutlich, dass es
bei diesem Thema um wesentlich mehr als nur um
technische Verbesserungen in der Schule geht, so
wichtig die auch im Alltag sind. Es geht um gegenseitiges
Verständnis der indviduellen Unterschiedlichkeit
und Entscheidungen zur Art des Zusammenlebens
in unserer Gesellschaft.
Ziele und Maßnahmen als Konsequenz aus diesen Erfahrungen
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