Kopfbanner Boden
Suche


RSS-Feed

umweltschulen.de ist Einzelbeitrag

Unesco-Dekade

Moorschutz ist Klimaschutz

Grüne Pflanzen binden das "Treibhausgas" CO2 aus der Luft, synthetisieren daraus (in Verbindung mit Sonnenlicht und Wasser) in der Fotosynthese zunächst Glucose und bauen daraus ihre Biomasse (z.B. Stärke oder Zellulose) auf. Bei der Atmung bzw. bei der Zersetzung toter Pflanzen(teile) werden die gespeicherten Kohlenstoffverbindungen wieder als CO2 freigesetzt. Bei einem im Gleichgewicht befindlichen Ökosystem - etwa einem ausgewachsenen Wald - gleichen sich Kohlenstoffbindung und -freisetzung in etwa aus.

In Mooren hingegen wird organisches Material als Torf angereichert. Der Torf bleibt - im wassergesättigten Boden aufgrund der anaeroroben (Sauerstoffmangel) und sauren Bedingungen - lange erhalten. Ein normales/gesundes Moor ist somit eine Kohlenstoffsenke, es nimmt dauerhaft mehr Kohlenstoff (CO2) auf als es abgibt und kann damit dem Treibhauseffekt entgegen wirken.

Moore "arbeiten" langsam , sie nehmen derzeit pro Jahr nur ca. 1% der CO2-Emissionen auf, da viele Moore aber schon 10-15.000 Jahre alt sind, ist ihre Speichermasse und damit ihre dem Treibhauseffekt entgegengesetzte Wirkung enorm.

Es wird geschätzt, dass weltweit 550 Gt Kohlenstoff in Moorböden lagern. Das entspricht

  • 75% des in der Atmosphäre befindlichen Kohlenstoffs
  • 100% des Kohlenstoffs der globalen terrestrischen Biomasse (also des Kohlenstoffs in landlebenden Tieren, Pflanzen und anderen Organismen)
  • 200% des in Wäldern (im wesentlichen in Bäumen) gebundenen Kohlenstoffs.

50 Mio Jahre alten (ehemaligen) Torf nutzen wir heute als Braunkohle; 300 Mio Jahre alten als Steinkohle.

Moore gehören zu den Biotopen, die am längsten dem menschlichen Zugriff getrotzt haben; im 17. Jahrundert waren in Europa noch die meisten Moore aktiv.

RecknitzniederungDeutschland verfügt über ca. 1.5 Mio ha Moorfläche (4,2% der Landesfläche). Allerdings sind davon heute ca. 99% "tot", d.h. entwässert und (zur Torfgewinnung) abgebaut oder landwirtschaftlich bzw. forstwirtschaftlich genutzt. Weltweit sind 20% aller Moore (80 Mio ha) zerstört bzw. beeinträchtigt.

Als Folge der Entwässerung kommt der Torf mit Sauerstoff in Berührung. Die organische Substanz wird allmählich abgebaut, dabei wird der darin gespeicherte Kohlenstoff überwiegend als CO2 (sowie als CH4) und gespeicherter Stickstoff als N2O feigesetzt - alle drei Stoffe wirken als "Treibhausgase" (siehe Energie-Atmosphäre-Klima).

Der Abbau entwässerter Moore geht wesentlich schneller als der Torfaufbau in intakten Mooren. Dadurch setzen die weltweit beinträchtigten ca. 20% der Moore inzwischen mehr Kohlenstoff frei als die noch intakten Moore in der gleichen Zeit binden können.

Man schätzt, dass entwässerte Moore für ca. 20% der vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind. Nach einer andere Schätzung sind 20-25% der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen auf die Zerstörung von Urwäldern zurückzuführen. Beide Angaben greifen ineinander, denn die Zerstörung von Urwäldern führt - je nach Standortverhältnissen - auch zum Abbau von moorähnlichen Böden.

Ehemalige Moore können wieder vernässt werden (solange der Torf nicht abgebaut worden ist). Dabei tritt in den ersten Jahren ein zusätzlicher Treibhauseffekt auf, weil Methan freigesetzt wird. Nach einigen Jahren überwiegt jedoch die CO2-Speicherung. Langfristig gehen die Moore dann in ihren natürlichen Zustand über, in dem sie sehr langsam weiter wachsen und dabei weiter Kohlenstoff akkumulieren. Der Erhalt (höchste Priorität) und die Wiedervernässung (zweite Priorität) von Mooren sind daher ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Die Wiedervernässung muss nicht mit der Aufgabe jeglicher menschlicher Nutzung einhergehen. Auf wiedervernässten Mooren können u.a.

  • Erlen und Weiden zur Holzgewinnung
  • Schilf, Seggen, Rohrkolben als Baustoff bzw. Energiequelle
  • Gräser als Futter für Wiederkäuer

wachsen.

Moorschutz in Mecklenburg-Vorpommern

M-V ist das moorreichste deutsche Bundesland.

In M-V wurden 2002 noch etwa 277.000 Hektar als Grünland genutzt - größtenteils auf Niedermoorstandorten, die sich zum Marktfruchtanbau wenig eignen. Etwa zu zwei Dritteln dient diese Fläche als Weide und Mähweide, unter anderem für die ca. 75.000 Mutterkühe in unserem Land, das letzte Drittel ist in der Wiesennutzung.

Mit dem Förderprogramm "Naturschutzgerechte Grünlandnutzung" des Landes M-V werden den Landwirten fünfjährige Bewirtschaftungsverträge angeboten, darin werden ökologisch begründete Nutzungseinschränkungen vereinbart. Die Landwirte erhalten dafür im Regelfall 206 Euro pro Hektar und Jahr. Im Jahr 2001 konnte die naturschutzgerechte Grünlandnutzung auf rund 65.000 Hektar vertraglich gefördert werden, das entspricht mehr als 23 % unserer Grünlandfläche. Dafür wurden 13,5 Mio. Euro an Fördermitteln durch das Umweltministerium bereitgestellt.

Das "Moorschutzprogramm M-V" wurde im März 2000 durch die Landesregierung beschlossen. Ziel des Programms ist es, auf freiwilliger Basis in den nächsten 20 Jahren rund 75.000 Hektar Moorfläche zu sanieren. Das betrifft 37.000 ha besonders überflutungsgefährdete Moore, wo der Rückzug der Landwirtschaft betriebsverträglich zu gestalten ist, sowie ausgewählte, für den Naturschutz besonders wichtige 38.000 ha Moore, die zu renaturieren sind. Rund 4 Mio. Euro stellen Umweltministerium und EU jährlich dafür bereit. Im Jahr 2002 wurden 23 Renaturierungsprojekte auf über 5.000 ha Fläche durchgeführt. Bis zum Jahr 2006 hat das Land Mecklenburg-Vorpommern über 1.890 ha Fläche zu Moorschutzzwecken gekauft. Bis Ende 2007 wurden der Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV (StUN) 2.225 Hektar aus dem Moorschutzprogramm übertragen, die in 13 Teilgebieten überwiegend in den östlichen Landesteilen Mecklenburg-Vorpommerns liegen.

Zudem konnten weitere teilweise umfangreiche Renaturierungen an Mooren im Rahmen der EU-Umweltinitiative LIFE realisiert werden. Dazu gehören Moore an Recknitz und Trebel.

  • Wasserwandern auf der RecknitzAn der Recknitz wurde das Gebiet vom Wehr Bad Sülze bis zum Wehr Dudendorf sowie die
    vermoorte Flussniederung (Landkeise Nordvorpommern und Bad Doberan) renaturiert. Es hat eine Fläche von 550 ha.
  • An der Trebel wurde das Gebiet zwischen dem Grenztalmoor (Teil der ehemaligen Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern) und Bassendorf (Landkreis Nordvorpommern) renaturiert. Es umfasst 2.850 ha.

Wasserwanderer können die Gebiete vom Fluss aus erkunden (Foto), Kanus bzw. Kajaks können sowohl in Tribsees als auch in Bad Sülze ausgeliehen werden.

Auch im Aktionsplan Klimaschutz des Landes M-V von 2005 wird der Moorschutz als Beitrag zum Klimaschutz erwähnt.

Fachbezüge

  • Der globale Kohlenstoffkreislauf (Biologie / Chemie / Geographie)
  • Fotosynthese (Biologie)

Quellen

  • Joosten, Hans (o.J.): Moore und Klimaschutz. Online-Dokument, URL: www.lung.mv-regierung.de/dateien/koll_joosten.pdf; Dokument offline
  • Pressemitteilung des Umweltministeriums M-V vom 29.8.2002
  • Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg., 2005): Bericht zum Klimaschutz Mecklenburg-Vorpommern 1997 und Aktionsplan Klimaschutz Mecklenburg-Vorpommern. Schwerin
  • Grüne Liga e.V. (Hrsg., 2007): Renaturierung der Flusstalmoore der Recknitz und der mittleren Trebel. Online-Dokument, URL: www.wrrl-info.de/docs/wrrl_steckbrief_recknitz_trebel.pdf, zuletzt überprüft: 10.5.2008
  • Mehr zu Energie-Atmosphäre-Klima
  • Mehr zu Bäumen, Wäldern und Klimaschutz

 

Klimadetektive ist ein Projekt des Umweltbüro Nord e.V. (www.umweltschulen.de/umweltbuero).

Förderer und Partner der Klimadetektive