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Unesco-Dekade

Die Pihkapuisto-Grundschule in Helsinki

Die Pihkapuisto-Grundschule hat 272 SchülerInnen der Klassenstufen 1-6. Sie lernen in 11 regulären Klassen sowie zwei Spezialklassen (mit einem langsameren Lerntempo für SchülerInnen mit Lernschwierigkeiten).

Das Profil der Schule ist auf Umwelt und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die Pihkapuisto-Grundschule ist Umweltschule (Eco-School), sie hat das Umweltzertifikat der Occa-Foundation und sie wurde auf der Ebene der Stadt Helsinki für ihre Erfolge beim Energiesparen ausgezeichnet.

Foto: Th. Wahl-Aust   Foto: Th. Wahl-Aust

Links: Die Schulleiterin erläutert uns die Abfalltrennung im Kopierraum.
Rechts: Die Umwelt-Preise der Schule.

 

Die Pihkapuisto-Grundschule kooperiert mit Kindergarten und Vorschule. Gemeinsam verstehen sie sich als System, das die Entwicklung der Kinder unterstützten will. So tauschen sich diese Partner über die Entwicklungsstände der einzelnen Kinder aus, die Grundschule erfährt bereits vor Schulantritt, welche Kinder aus Vorschulsicht besondere Förderung brauchen. Da mehr als 95% der finnischen Kinder die Vorschule besuchen, kann die Schule ihre pädagogische Arbeit auf dieser Basis sehr gut planen.

Streitschlichtung

Wie auch andere finnische Schulen, sieht auch die Pihkapuisto-Grundschule das Soziale Miteinander als einen integrativen Bestandteil ihres Nachhaltigkeitsprogramms. Im Rahmen unseres Besuchs konnten wir einen Einblick in die Streitschlichtung gewinnen.

Foto: Th. Wahl-Aust

Schüler simulieren eine Streitschlichtung
(hier: Das Schlichterteam begrüßt die Streitparteien und die Zeuging)

Fünf Schülerinnen und ein Schüler (allesamt Mitglieder des Streitschlichter-Teams) inszenierten für uns eine typische Streitschlichtung. Ein Junge und ein Mädchen hatten Streit gehabt, eine Zeugin hatte das beobachtet. Die beiden „Streithähne“ hatten die Streitschlichtung angerufen, diese hatte zu einem Termin geladen. Zwei Streitschlicherinnen und eine Praktikantin bildeten das Schlichter-Team. Zunächst wurden die beiden Streitparteien aufgerufen, ihre Sicht auf das Problem darzustellen, dann wurde die Zeugin gehört. Gemeinsam wurde eine Vereinbarung ausgehandelt, wie künftig derartige Streitereien vermieden werden sollten. Diese Vereinbarung wurde schriftlich fixiert und von allen Parteien unterzeichnet. Nach zwei Wochen soll dann überprüft werden, ob die Vereinbarung eingehalten wird.

In der Pihkapuisto-Grundschule beteiligen sich 27 SchülerInnen der Lassenstufen 4-6 als Streitschlichter, sie werden von 6 LehrerInnen betreut. Sowohl die LehrerInnen als auch die SchülerInnen werden dafür ausgebildet. Die LehrerInnen werden vom Roten Kreuz und dem Forum für Sreitschlichtung Finnland ausgebildet. Für die SchülerInnen ist der Einsatz als PraktikanIn in konkreten Schlichtungsfällen ein Teil der Ausbildung. Die Streitschlicher werden in den Klassen auf freiwilliger Basis rekrutiert; falls sich mehr Interessenten melden als Streitschlichter gebraucht werden, wählt die Klasse ihre Kandidaten aus.

Wir haben gefragt, welchen Anreiz SchülerInnen haben, die Streitschlichtung zu nutzen. Die Antwort war plausibel: Die Streitparteien können es damit vermeiden, dass Lehrer oder Eltern in ihre Zwistigkeiten einbezogen werden. Nur in schwierigen Fällen, wo das Schüler-Team keine Lösung findet, werden die Lehrer angerufen. - Die Schüler konnten nicht bestätigen, dass es wegen der Streitschlichtung weniger Streit an ihrer Schule gibt, sie meinen aber, es lässt sich oftmals verhindern, dass ein Streit über lange Zeit schwelt.

Weitere Eindrücke

Die Schule ist sehr sauber, die Kinder laufen auf Socken. Im neuen Gebäudeteil haben alle Klassenräume große Fenster zum Flur. Das fanden die Lehrer erst befremdlich, inzwischen schätzen sie es aber; es gibt ihnen u.a. die Möglichkeit, Teilgruppen ihrer Schüler in Ruhe vor dem Klassenraum arbeiten zu lassen und sie dabei trotzdem zu beaufsichtigen. - Wir können durch die Fenster in die Klassen sehen und werden auch von Lehrern eingeladen einzutreten.

Foto: Th. Wahl-Aust   Foto: Th. Wahl-Aust

Links: Einer der neuen Klassenräume mit Fenster zum Flur.
Rechts: Die Bibliothek im neuen Teil der Schule

Eine 2. Klasse beschäftigt sich mit dem Thema Insekten/Schmetterlinge. Die Kinder malen Schmetterlinge, sie lernen ein Lied darüber, und später gehen Sie ins Freie, um (bei Temperaturen knapp über 0°C) erste Insekten zu suchen. Da ihre Klassenlehrerin alle Fächer unterrichtet und da sie nicht an einen starren Stundenplan gebunden ist, kann sie das Thema Fächer übergreifend anlegen.

Kinder der 5. Klasse lernen die Mülltrennung kennen. Sie haben eine Probe an typischem Schulmüll bekommen. Auf den Tischen sind Symbole der verschiedenen Sammelbehälter angebracht. Die Kinder bringen eigenständig die Müll-Gegenstände zu den passenden Tischen. Später bittet die Lehrerin sie, ihre Zuordnungen zu begründen. Schwierig ist es für diese Altersstufe zu verstehen, warum manche Gegenstände (Batterien) als Sondermüll behandelt werden.

Foto: Th. Wahl-Aust   Foto: Th. Wahl-Aust

Details von der Unterrichtseinheit Mülltrennung

Eine andere Klasse befasst sich mit dem Magnetismus. Die Schüler experimentieren mit verschiedenen Materialien.

Die Schulleiterin und die Schulkrankenschwester berichten über die Welfare-Gruppe der Schule. Diese besteht aus einem Psychologen, einem Sozialarbeiter, einer Krankenschwester (sie alle kommen 2-3 Tage pro Woche an die Schule) und einem Arzt (er kommt 1-2 mal monatlich). Mit diesen Unterstützungs- und Betreuungsangeboten soll es ermöglicht werden, möglichst früh Probleme zu erkennen und zu intervenieren.

Wir nehmen an dem Mittagessen in der Kantine teil. Das Essen ist an allen finnischen Schulen für Schüler und Lehrer kostenlos. In der Pihkapuisto-Grundschule ist die Kantine so eingerichtet, dass die Essensteilnehmer sich mit allem selbst bedienen können. Das spart gewiss Personal; es gibt den SchülerInnen vor allem aber eine Freiheit und Selbstständigkeit, die sie schätzen und die sie nach unserem Eindruck auch verantwortungsbewusst nutzen.

Foto: Th. Wahl-Aust

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