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Unesco-Dekade

Öko-Audit in Schulen der Provinz Liaoning

Hintergrund

Die Provinz Liaoning liegt im Nordosten der Volksrepublik China. Auf einer Fläche von 145.700 km² leben etwa 42 Mio Menschen. Die Hauptstadt der Provinz ist Shenyang.

Gemeinsam mit den sich nördlich anschließenden Provinzen Jilin und Heilingjiang bildet Liaoning "das Ruhrgebiet Chinas" - mit entsprechenden industriebedingten Umweltproblemen. Vor diesem Hintergrund wurde das "Liaoning Integrated Environmental Programme" ins Leben gerufen - ein groß angelegtes Umweltverbesserungsvorhaben im Kooperation mit der Europäischen Union. Im Rahmen des Programmbereichs"Environmental Awareness"Umweltbewusstsein) werden u.a. einige Pilotschulen unterstützt, die Umweltmanagementsysteme einrichten und ihre Umweltsituation verbessern wollen.

4. Grundschule Liaoyang

4. Grundschule Liaoyang - Schulgebäude und Blick in eine Klasse

Schulklasse in China (4. Grundschule Liaoyang)

Das hierzu notwendige Know-how holen sich diese Schulen - wie auch in Deutschland - von der Wirtschaft (siehe dazu den Bereich "Öko-Audit" auf diesem Server). Allerdings verwenden Sie weder die EMAS(II)-Verordnung als Vorbild noch die ähnlich angelegte internationale Norm ISO 14.001, sondern PREMA (Profitable Environmental Management). Dies ist ein von der GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) entwickeltes und urheberrechtlich geschütztes Verfahren zum Aufbau betrieblicher Umweltmanagementsysteme, das in Liaoning bereits im Hotel- und Gastgewerbe zur Anwendung kam.

Eine Auftaktveranstaltung zu diesem Projekt fand im März 2002 in Shenyang statt. 19 Schulen waren hierbei vertreten. Die Lehrerinnen und Lehrer machten sich mit PREMA vertraut und entwickelten konkrete Vorstellungen für Umweltparameter, Umweltziele und Umweltmaßnahmen in ihren Schulen. Im Zeitraum bis zum zweiten Workshop sollten die Schulen mit der Einrichtung der Umweltmanagementsysteme beginnen.

Dieses zweite Treffen fand im Mai 2002 wiederum in Shenyang statt. Auf der Tagesordnung des viertägigen Workshops standen:

Ich möchte nachfolgend über die Exkursionen in eine der Pilotschulen berichten.

4. Grundschule Liaoyang

In der 4. Grundschule lernen 1100 Schüler der Klassenstufen 1-6. Die Schule liegt in einem wohlhabenderen Stadtteil Liaoyangs, der über prosperierende chemische Industrie verfügt.

Die Schule verfügt über ein modernes Gebäude, das 1998 errichtet wurde. Das 18.000m³ große Gelände ist zu 46% versiegelt.

Die Schule engagiert sich bereits einige Jahre lang in der Umweltbildung.So wurden in jedem Jahr spezielle Projekte durchgeführt, Lehrer absolvierten spezielle Fortbildungen, und die Schulbibliothek sammelt u.a. auch gezielt Umwelt-Medien.

Management: Dokumentation
Schülervortrag
Management: Die Arbeiten der Schule (nicht nur die den Umweltschutz betreffenden) sind umfassend dokumentiert.
Ein Schüler berichtete über den Umweltschutz seiner Schule.
   
   

Als Ziele für die Beteiligung am PREMA-Vorhaben wurden angegeben:

  • Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung in alle Fächer integrieren
  • Kinder fit machen für das 21. Jahrhundert
  • Management verbessern

Das bei PREMA vorgesehene Entwicklungsprozess wird in der 4. Grundschule vorbildlich umgesetzt:

  1. Planung
  2. Umsetzung von Maßnahmen
  3. Ergebniskontrolle (Review)
  4. Verbesserung

Folgende konkrete Schritte zu einer umweltgerechten Schule wurden vorgestellt:

  • Es gibt "Green Volunteers" - eine Schülergruppe, die sich für den Umweltschutz engagiert.
  • Eine Umwelt-Führungs-Gruppe wurde eingerichtet, neben der Schulleiterin und Lehrern wirken hier auch Schüler und Eltern mit.
  • Die Schule versorgt ihre Lehrer gezielt mit Material zur Integration von Umweltthemen in den Unterricht (z.B. auch in Fächer wie Mathematik und Kunst) - so wurde Literatur gekauft bzw. es wurde eine Videosammlung mit Fernsehmitschnitten angelegt.
  • Jeden Morgen widmen die Klasse 5 Minuten einem Umweltthema. Diese regelmäßige Bildungsarbeit wird als sehr nützlich eingeschätzt.
  • Zum Earth Day und zum Weltumwelttag werden Aktionen durchgeführt.
  • Schüler übernehmen die Verantwortung für die Pflege der Grünpflanzen im Haus.
  • Im Chemiefachraum hängen Anleitungen zum umweltgerechten Verhalten aus.
  • Die Umweltarbeit wird aus Eigenmitteln der Schule, staatlichen Zuschüssen und Beiträgen der Eltern finanziert.

Beachtlich fand ich vor allem folgende Aspekte:

  • das starke Engagement der Schulleiterin für die umweltgerechte Entwicklung der Schule
  • die Versuche, Umweltschutz kindgerecht umzusetzen
  • Umweltbildung als Anlass, die Schule ansprechend zu gestalten.

Gestaltung eines Flures

Die (echten) Grünpflanzen in den Fenstern und die (künstlichen) Blätter an der Decke geben dem Gang ein freundliches Gesicht.

4. Grundschule Liaoyang - Bibliothek

In der Schulbibliothek (oben und unten)

4. Grundschule Liaoyang

Schüler-Poster zum Umweltschutz

Kindgerechte Abfallsammlung

Kindgerecht: Verschiedene Müllfraktionen werden im Umwelt-Zug gesammelt.

Ausblick

Für die beteiligten Schulen hat der Entwicklungsprozess jetzt (Sommer 2002) gerade erst begonnen. Bereits in den ersten Monaten des Projektes wurden mit gutem Elan erste Schritte realisiert. Nach meinem Eindruck ist der Ansatz von PREMA einfach genug, um den Schulen einen raschen Einstieg in die Praxis des Umweltmanagements zu ermöglichen.

Sinnvoll wäre es, wenn sich ein stabiles Netzwerk etablieren würde, das dabei hilft, Erfahrungen auszutauschen, Ergebnisse zu verbreiten, ggf. Fördermittel einzuwerben etc. Problematisch ist, dass eine (nach meiner Erfahrung unbedingt notwendige) Koordination eines solchen Netzwerkes derzeit personell nicht abgesichert ist.

Wie weit sich der Anspruch, ein profitables Umweltmanagement zu errichten, unter den gegenwärtigen ökonomischen Rahmenbedingungen in China - mit niedrigen Energie-, Material- und Wasserkosten - realisieren lässt, bleibt abzuwarten. Umweltschutz und Umweltbildung lassen sich gewiss verbessern.