Pflege der Streuobstwiese Stedar auf RügenStreuobstwiesenStreuobstwiesen sind die traditionellen Formen des Obstbaus, bei denen Hochstämme verschiedener Obstarten und sorten auftreten. Der Obstanbau, dessen Anfänge sich in Deutschland bis auf die Spätantike zurückverfolgen lassen, wurde zuerst nur auf hausnahen Grundstücken betrieben. Dann legte man auch rings um die Dörfer Streuobstwiesen an; seit dem Mittelalter nahm der Obstanbau stetig zu und es entstanden ganze Landschaften, deren Charakter durch die Streuobstwiesen geprägt wurde, so z.B. in Stedar (Rügen). Es ist nicht völlig klar, woher die Bezeichnung "Streuobstwiese" stammt. Die Bäume vermitteln den Eindruck, als ob sie zufällig über die Wiese "gestreut" seien. Auf diese unregelmäßige Anordnung und Zusammensetzung der Baumbestände bezieht sich der Name "Streuobstwiese". Eine andere Interpretation geht davon aus, dass auf den Wiesen Streu (Mahdgut als Einstreu für die Tierhaltung) und Obst gewonnen wurde und dass der Name daher kommt.
Was ist eine Streuobstwiese ?Streuobstwiesen sind Anpflanzungen hochstämmiger
und großkroniger Obstbäume auf Äckern oder Wiesen in Reihen, Gruppen
oder als Bestand. Meist stehen die Bäume locker über die Fläche
verstreut. Chemische Pflanzenschutzmittel und chemisch- synthetische
Dünger kommen kaum zum Einsatz. Das Gegenteil davon sind die intensiv
gespritzten und gedüngten, meist eingezäunten Obstplantagen mit
niedrigen, buschartigen Bäumchen. Die traditionellen Streuobstwiesen sind flächig oder linear mit Obstsorten verschiedenster Art bestandene Obstgärten. Die auf Wiesen oder Äckern verstreuten Obstbäume galten früher als Versorgungsquelle und wurden demnach auch bewirtschaftet und gepflegt. Durch die rentableren moderneren Produktionsverfahren und den erhöhten Anspruch an die Apfelqualität verloren diese Obstplantagen immer mehr an Bedeutung. Durch die 1974 eingeführten staatlich prämierten Großflächenrodungen ging der Bestand dieser traditionellen Kulturlandschaften drastisch zurück. Streuobstwiesen stellen eine ideale Mischung von Wiesen- und Obstnutzung dar. Besonders alte Bäume bieten Höhlenbrütern natürliche Lebensräume. Ausgezeichnet sind diese Wiesen aufgrund ihrer Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Begründung des Erhaltes von StreuobstwiesenEs gibt bundesweit nur noch wenige Streuobstwiesen. In den meisten Fällen wurden diese bereits unter Schutz gestellt. In Mecklenburg-Vorpommern sind Obstwiesen aufgrund der klimatischen Verhältnisse selten und es existieren keine gesonderten Programme zum Schutz von Streuobstwiesen, wie bspw. in anderen Bundesländern (Thüringen, Sachsen und Bayern). Auf Rügen ist der Projektgruppe keine weitere Streuobstwiese bekannt. Die Nähe zum Naturschutzgebiet Insel Pulitz bietet aufgrund der fast ungestörten Entwicklungsmöglichkeiten besonders gute Ansiedlungs- bedingungen für Tiere. Um das Biotop Streuobstwiese zu erhalten, ist es wichtig, daß es gepflegt wird. Eine vom Menschen angepflanzte Plantage von Obstbäumen muß regelmäßig bearbeitet werden, damit nicht wie auf der Streuobstwiese Stedar bereits fortgeschritten die natürliche Sukzession einsetzt, sich also nicht andere Baumarten - in Stedar die Trauben- und Vogelkirsche sowie Eiche u.a. durchsetzen und die Obstbäume verdrängen. Anstrebenswert wäre die Einbindung der Streuobstwiese Stedar in das Naturschutzgebiet. Als vorbeugender Naturschutz ist dies vom Staatlichen Amt für Umwelt und Natur Stralsund (StAUN Stralsund) geplant. Die Schüler sehen die Möglichkeit, mit ihrem Engagement praktische Naturschutzarbeit leisten zu können. Die praktischen Arbeiten und die theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglicht ihnen auch im Unterricht fachkundiger mitarbeiten zu können. Die Zusammenarbeit zwischen Schülern, Lehrern, Verein, Behörden und anderen Partnern erweitert bei den Schülern außerdem ihre soziale Kompetenz. Anbauformen im Vergleichaus: Deutsche Umwelthilfe e.V. (Hrsg.): "Kultur- u. Naturgut Streuobst" http://www.duh.de/
Tradition des StreuobstesStreuobst - das ist der naturnahe Anbau der riesigen Palette heimischer Obstsorten. Alte Aufzeichnungen belegen, dass es schon im 15. Jahrhundert Bauerngärten in unmittelbarer Umgebung von Siedlungen gegeben haben muss. Viele Dörfer waren von richtigen Obstbaumgürteln umgeben. Sein vielfacher Nutzen verhalf dem Streuobstbau zu kontinuierlichen Aufstieg. Viele regionale, an Klima und Landschaft angepasste neue Sorten wurden gezüchtet - oder zufällig entdeckt. Im 18. und 19. Jahrhundert verstärkten staatliche Förderprogramme den Trend zum Streuobstbau - der Siegeszug schien nicht mehr aufzuhalten. Streuobst erfreute sich als Tafelobst, als Brenn- und Mostobst, zu Mus, Marmelade oder Kuchen verarbeitet in allen Gesellschaftsschichten größter Beliebtheit - bis sich Mitte des 20. Jahrhunderts dann das Blatt plötzlich wendete. Bald nach dem zweiten Weltkrieg wurde der deutsche Markt wieder zugänglich für Produkte aus aller Welt. Heimisches Obst, während der Kriegsjahre heiß begehrt, verlor nun neben den importierten Südfrüchten deutlich an Attraktivität. Koffeinhaltige Limonaden und lang entbehrte Süßspeisen verdrängten in den darauffolgenden Jahren Äpfel und Birnen mehr und mehr vom Markt. Die Obstgenossenschaften versuchten ihre wirtschaftlichen Verluste mit neuen Produkten abzufangen, investierten in Marmeladenfabriken und die großtechnologische Herstellung von Fruchtsäften. Nicht mehr Sortenvielfalt war dabei gefragt, sondern hohe Erträge In den klimatisch begünstigteren Regionen Europas war der Obstbau bereits teilweise auf die betriebswirtschaftlich billigeren Niederstamm-Kulturen umgestellt. Unter dem Druck dieses Wettbewerbs trugen die westdeutschen Obstexperten in Verwaltungen und Baumschulen den Hochstamm-Obstbau Anfang der fünfziger Jahre zu Grabe: einzelne Bundesländer zahlten gar Prämien für Hochstammrodungen und schafften finanzielle Anreize für die Anlage von Niederstammkulturen. Von rationellen Wirtschaftsweisen, Mechanisierung und großzügigem Dünge- und Spritzmitteleinsatz versprachen sich die Verantwortlichen hohe Erträge zu günstigen Preisen, aus intensiver Obstproduktion auf kleiner Fläche. Trotz der Vorzüge einer Streuobstwiese ist die Fläche der Streuobstbestände in Deutschland seit 1950 auf etwa ein Viertel im Vergleich zur "Blütezeit" der Obstwiesen zurückgegangen: auf schätzungsweise 300.000 bis 500.000 Hektar. Grund dafür ist eine Agrarpolitik, die nicht auf Geschmack und ökologisch vertägliche Anbauweise, sondern auf Form, Farbe und Größe zum Maßstab für Handelsklassen - und damit Verkaufspreise - erhebt. Um unter dem Preisdruck von Importobst und seinen Produkten bestehen zu können, haben die Landwirte in Deutschland nach und nach auf ertragreiche, maschinengerechte Niederstammplantagen umgestellt. Die Produkte des Streuobstanbaus können damit preislich nicht mehr konkurrieren, werden deshalb nicht mehr nachgfefragt und in der Folge nach und nach vom Markt gedrängt. Die Einfuhr von Fruchtsaftkonzentraten aus Ländern mit wesentlich niedrigeren Lohnkosten als den unsrigen hat den Rückzug der Streuobstbestände noch beschleunigt. Auch der nach wie vor steigende Flächenbedarf für Neubaugebiete und Straßen hat beim Rückzug des Kulturguts Streuobstwiese eine Rolle gespielt. Mindestens genauso gravierend hat sich das Verhalten der Verbraucher ausgewirkt. Wenn Verbraucher zu allen Jahreszeiten frisches Obst aller Sorten zu günstigen Preisen verlangen, sind Händler darauf angewiesen, ihr Sortiment auf Obst aus wärmeren Ländern umzustellen. Die Gefahren dieser Entwicklung zeigte der Ökologe Bruno Ulrich schon 1975 auf. Er machte deutlich, welche ökologischen, kulturellen und landschaftsästhetischen Verluste die Umwelt erleidet, wenn Obst nur noch auf intensiv bewirtschafteten Plantagen erzeugt wird. Als erste staatliche Stelle in Deutschland begann der Kreis Ludwigsburg 1981, die Neuanpflanzung von Hochstamm-Obstbäumen finanziell zu fördern. Hunderte von Kreisen, Gemeinden und Bundesländern sind diesem Beispiel seither gefolgt. Der Streuobstbau beginnt langsam wieder Fuß zu fassen... (aus: Deutsche Umwelthilfe: Kultur- und Naturgut Streuobst, DUH-Umweltschutz-Service GmbH, Radolfzell) Vorzüge einer StreuobstwieseArtenschutz und GenreservoirMit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten gehören Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteöeuropas. Ein Streuobstbaum bietet auf mehreren Stockwerken Lebensraum für viele seltene Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Spitz- und Feldmaus leben an seiner Wurzel, der Igel findet dort ein geeignetes Versteck. Der Baumläufer sucht am etwa 2 m hohen Stamm nach Nahrung, Holzkäfer und -wespen bohren ihre Bruthöhlen, der Specht hämmert sich eine Niststätte und leistet damit den Baumfledermäusen wertvolle Dienste, die seine verlassene Höhle später beziehen. Im Geäst alter, knorriger Bäume brüten der Steinkauz und der Wendehals. Der in manchen Bundesländern bereits ausgestorbene Rotkopfwürger, Siebenschläfer, Steinmarder und die für Streuobstwiesen charakteristischen Gartenschläfer jagen hier. ErholungsraumNur wenige Landschaftsformen haben für unsere Erholung eine vergleichbare Attraktivität. Als aufgelockerte Obstwiesen oder abwechslungsreiche Grüngürtel sorgen Streuobstbestände für willkommmene Abwechslung in unseren immer eintöniger werdenden Landschaften. Wiesenbocksbart, Margerite, Klappertopf, Glockenblumen und Flockenblumen sind neben dem Wiesensalbei typisch für das Bild der Streuobstwiese. KulturgutVon der kulturellen Bedeutung der Streuobstwiesen zeugen u. a. die vielen Namen, unter denen der vergorene Saft von Äpfeln und Birnen in vielen Regionen Europas seine Anhänger hat: Sidra naturale, Cider, Cidre, Viez, Schemmer, Äppelwoi oder Most. Ganz sicher wäre der Rückgang wesentlich drastischer ausgefallen, hätten sie für die Grundstücksbesitzer nicht auch regionale Identität bedeutet. ErwerbszweigStreuobstbau für den Verkauf als Tafelobst oder weiterverarbeitet zu Most, Saft oder Schnaps ist besonders in Süddeutschland eine wichtige Erwerbsquelle mit Arbeitsplätzen für viele Beschäftigte. KlimaschutzfaktorStreuobstwiesen am Rand von Wohngebieten erhöhen deutlich die Lebensqualität der dort lebenden Menschen. Grund dafür ist ihr positiver Einfluss auf das lokale Klima: Jeder gesunde Baum produziert mehr Sauerstoff, als er verbraucht. Bäume verarbeiten Kohlendioxid, beeinflussen die Lokaltemperatur, gleichen die Luftfeuchtigkeit aus, spenden Schatten und filtern die Luft. Boden- und WasserschutzfaktorMit ihren vielen Baumkronen und der geschlossenen Grasdecke stellt eine Streuobstwiese die landwirtschaftliche Kulturform dar, die am wenigsten anfällig ist für Bodenerosion. Laub, vertrocknete Kräuter und Gräser bilden eine lockere Humusdecke, die zusammen mit den Wurzeln der Hochstämme für eine gute Bodenfruchtbarkeit sorgt. Weil Streuobstwiesen deshalb kaum gedüngt werden, bleibt der Schadstoffeintrag ins Grundwasser sehr gering. Hat Streuobst derzeit keine Marktchance?!Die Nachfrage nach Fruchtsäften steigt zur Zeit, die nach Biosäften noch stärker. Trotzdem werden Streuobstbäume immer weniger. Die Ursache:
Die Lösung:
Das Konzept: (erstellt von Landwirten, Saftherstellern und Naturschützern)
Das Neue:
(aus: Deutsche Umwelthilfe: Kultur- und Naturgut Streuobst, DUH-Umweltschutz-Service GmbH, Radolfzell) Helfen Sie, Streuobst zu fördern!
|