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Unesco-Dekade

Themenpark Ernährung

Multimediale Lernumgebungen für Unterricht und Selbstversuch

Steckbrief

Hrsg.: Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz, Kaiser-Friedrich-Str. 1, 55116 Mainz,
Tel.: 06131-164433
Net: http://www.umdenken.de/ernaehrung/
Erscheinungsjahr: 2003
Preis: kostenlos
Lieferumfang: CD, Begleitheft
Mindest- Systemvoraussetzungen: PC ab Pentium II, 32 MB RAM, 170 MB freier Festplattenspeicher, Windows 98, Bildschirm mit 1024x768 Pixel
Zielgruppe: Schüler (Sekundarstufe) und ihre Lehrer, Einzelpersonen
Genre: konstruktivistische Lernumgebung
Ziel: Die Lernenden sollen die eigenen Ernährungsgewohnheiten überdenken. Sie sollen gesellschaftliche, kulturhistorische und anthropologische Hintergründe der Ernährung kennen lernen und kreative ästhetische, sprachliche und mediale Zugänge zu dem Thema finden. Sie sollen ihr eigenes Alltagswissen in die Lernumgebung einbringen, dieses kritisch hinterfragen und neue Perspektiven kennen lernen.
Beschreibung: Das zentrale technische wie didaktische Element der Lernumgebung ist eine intuitiv nutzbare Arbeits- und Präsentationsoberfläche. Hier können Bild- und Textelemente sowie auch Sounds und Videosequenzen zu multimedialen Installationen zusammengestellt werden. Eine Handvoll voreingestellter Lern-Szenarien (wie z.B. „Picknick“, „Der Burger“, „Wortfeld Essen“ oder „Kultraum Höhle“) enthält dafür Arbeitsanregungen (Fragen, Aufgaben, Irritationen); Lehrende bzw. Lernende können aber auch eigene Installationen von Grund auf selbst gestalten.

Das Material dafür kann einerseits von der CD abgerufen werden – hier gibt es Sammlungen von Fotos, Gemälden, Videoclips mit kurzen Statements verschiedener Personen, Zitaten, Geräuschen etc., die fachkundig, liebevoll und wohl auch mit ironischer Distanz zusammengetragen worden sind. Andererseits können die Anwender Material importieren, z.B. eigene Fotos oder Videos oder eigene Texte oder entsprechende Fundstücke aus dem World-Wide-Web.

Auf der Arbeits- und Präsentationsoberfläche stehen einfache Bearbeitungsoptionen für all dieses Material zur Verfügung. Anschließend kann diese Oberfläche auch zur Präsentation der eigenen multimedialen Installation dienen.

Der Themenpark Ernährung hebt sich sehr erfreulich von vielen anderen Multimediaprodukten ab, deren didaktische Konzeption lediglich darauf abzielt, den Lernenden extern vordefiniertes Wissen zu vermitteln. Das Programm basiert auf Vorstellungen vom Lernen, nach denen Wissen eine eigenständige konstruktive Leistung des einzelnen Lernenden bzw. der Lerngemeinschaft ist. Diese Konstruktion wird durch das Angebot, multimediale Installationen zu schaffen, auf äußerst geschickte Weise angeregt.

Diese Art des Lernens entspricht nicht nur modernen lerntheoretischen Vorstellungen, sondern passt auch dem Thema: Der Umgang mit sich selbst, mit der eigenen Kultur und mit der Umwelt – und darum geht es ja beim Thema Ernährung – ist nicht nur durch reproduzierbares Faktenwissen geprägt sondern in ganz erheblichem Maße durch Traditionen, Gewohnheiten, Werte und Normen. Wenn sich Schüler dieser Wurzeln bewusst werden und wenn sie auch andersartige Sichtweisen kennen und respektieren lernen, dann sind wertvolle Grundlagen für ein verantwortungs- und genussvolles Konsumieren gelegt.
Zum Medieneinsatz: Ähnliche Projekte wie mit dem Themenpark Ernährung lassen sich auch mit traditionellen Mitteln bewerkstelligen. Auch aus Zeitungsausschnitten, Papierfotos und Büchern ließe sich ein vergleichbarer Materialfundus herstellen. Auch die „Produktion“ einer Wandzeitung, eines Buches oder eines Theaterstückes wäre ein geeignetes Lernszenario. Obwohl eine multimediale Lernumgebung also keine zwingende Basis für konstruktive Projekte ist, kann der Themenpark Ernährung doch als eine didaktisch und technisch durchweg geglückte Produktion angesehen werden.

Das hohe Maß an Aktivierung zur individuellen bzw. kollektiven Auseinandersetzung mit dem Thema, die Möglichkeit, die gesamte reale bzw. virtuelle Umwelt in den Lernprozess einzubeziehen sowie auch die Tatsache, dass Zwischenergebnisse jederzeit präsentabel sind, ergeben einen echten Mehrwert gegenüber traditionellen Lernszenarien.

 

Ein Blick in den Themenpark Ernährung:


Wortfeld Essen
Ausgangssituation eines Lern-Szenarios (Screenshot)


Wortfeld Essen.
Umsetzung eines vorgegebenen Lern-Szenarios (Screenshot).
Multimediale Installation mit Stichwörtern, einer Redewendung, einem Gemälde, einem Foto und einem Videoclip

Themenpark Ernährung als konstruktivistische Lernumgebung
(siehe Konstruktivismus)

Merkmale konstruktivistischer Lernumgebungen (JONASSEN 1994) Ausgewählte Merkmale von Themenpark Ernährung
Repräsentation der Komplexität der Welt, Vermeidung von Vereinfachungen Die Lernenden können sich kulturelle, gesundheitsbezogene ökologische, ökonomische und soziale Aspekte der Ernährung erschließen
Authentische Aufgabenstellungen im bedeutungsvollen Kontext Ernährung ist ein Alltagsthema, das wohl jeden Menschen berührt. Lernende können eigenes Material (z.B. Bild und Text) und damit eigene Erfahrungen / Sichtweisen integrieren.
Unterstützung der Wissenskonstruktion – nicht der Wissensreproduktion Lernende werden eingeladen, multimediale Präsentationen zu erstellen. Dies kann eine kreative Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand und die Konstruktion von Wissen initiieren.
Befähigen zur Reflexion von Erfahrungen Die Reflexion von Erfahrungen zum Thema Ernährung wird unterstützt. Die (Meta-)Reflexion von Erfahrungen zum Lernprozess ist nicht angelegt und muss vom Lehrenden initiiert werden.
Unterstützen multiple Repräsentationen der Realität Wird u.a. dadurch realisiert, dass im Materialfundus viele verschiedene unterschiedliche Sichtweisen (in Statements auf Videoclips, in Zitaten oder Kunstwerken) dargeboten werden – und dadurch, dass die Lernenden eigene Sichtweisen sehr frei in Multimediapräsentationen umsetzen können.
Unterstützen durch Anregungen zur sozialen Aushandlung eine kollaborative Wissenskonstruktion (anstelle der wettbewerbsorientierten Optimierung von Behaltensleistungen) Optimierung von Behaltensleistungen ist nicht der Focus der Lernumgebung. Kollaborative Wissenskonstruktion ist möglich und setzt voraus, dass Lernende nicht einzeln sondern in (Klein-)Gruppen mit dem Programm arbeiten und gemeinsam Präsentationen erstellen.
Bieten Lernkontexte, die realen oder fallbasierten Umgebungen nahe kommen. Keine vorab festgelegten Instruktionssequenzen Lernumgebung ist weitestgehend intuitiv zu bedienen und bedarf kaum der Instruktion. Zu den einzelnen Themenschwerpunkten („Lernszenarien“) werden zwar Anregungen aber keine verbindlichen Instruktionen gegeben.
Fördern kontext- und inhaltsbezogene Wissenskonstruktion Erarbeitung eigener Bilder und Vorstellungen von der Ernährung.

Quelle

JONASSEN, D. H. (1994): Learning with media: Restructuring the debate. In: Educational Tech-nology Research and Development, 42 (2) S. 31-39.

Tipp

Im Jahr 2007 hat die LZU den Themenpark Landschaft und Heimat herausgegeben.