Geschwister-Scholl-Gymnasium: Müll vermeiden oder trennen
„Wenn Sie die Mülltrennung an der Schule einführen
wollen, dann können Sie sicher sein, dass die Schüler da sowieso
nicht mitmachen! Die interessieren sich dafür nicht!” So
reagierte eine Schülerin der SV im Umweltausschuss des Geschwister-Scholl-Gymnasiums
im Februar 2001. Vor dieser Diskussion hatten wir schon lange auf den
richtigen Zeitpunkt gewartet, an der Schule Müll zu vermeiden, zu
trennen und – mit dem fifty-fifty-Modell der Stadt Düsseldorf – dabei „viel
Geld zu verdienen”. Einen Einstieg hierzu konnten wir im Dezember
2000 mit der Projektwoche „Müll” für die Jahrgangsstufe
6 realisieren.
Igitt, wie der stinkt!
Emotionaler Auftakt der Projektwoche war die Mülltrennung:
Der Müll von 2 Tagen wurde auf dem Schulhof aufgeschüttet.
Alle 120 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 6 sortierten
mit Plastikhandschuhen den schmutzigen und übel riechenden Müll,
ermittelten das Volumen und wogen die sortierten Müllbeutel.
Drei
Viertel des Mülls könnten verwertet werden!
Die Arbeitsgruppe „Mülltrennung“ wertete
alle Daten aus und untermauerte das,
was bei der Sortierung schon offensichtlich geworden war, mit exakten
Zahlen: Nur 24% des Abfallvolumens sind tatsächlich Restmüll;
mehr als drei Viertel sind verwertbare Materialien, vor allem Verpackungen.
Dass wir hiermit nicht nur Rohstoffe, sondern auch Geld verschwenden,
belegen Auskünfte des Umweltamtes: Demnach hat unsere Schule im
Jahr 2000 für die Abfuhr von 309 m³ Müll (Behältervolumen)
22.927,44 DM (gut 11.000 €) an Kosten verursacht. Das entspricht 330
Litern bzw. 24,13 DM (ca. 12 €) pro Person und Jahr. Die real erzeugte
Müllmenge
ist allerdings geringer, da die Müllbehälter – vor allem
in den Ferien – nicht
immer ganz voll sind, wenn die Müllabfuhr kommt.
Die Entsorgung des
Altpapiers ist erheblich günstiger: 57 m³ pro Jahr kosteten
uns im Jahr 2000 nur 1.392 DM (ca. 700 €).
Abgerundet wurde dieser Auftakt durch einen Müllquiz.
Viele verschiedene Projekte
In der Projektwoche gab es eine große
Auswahl an Aktivitäten. Schüler konnten
- Kunstobjekte
aus Müll anfertigen,
- Papier herstellen,
- sich mit der
Wiederverwertung von Glas und Papier befassen,
- die Kompostierung
kennen lernen,
- die Schülerschaft dazu aufrufen, sich aktiv
an der Mülltrennung zu beteiligen,
- die Müllverbrennungsanlage,
eine Papierfabrik und die Gerresheimer Glashütte besuchen,
- untersuchen,
was die Düsseldorfer Sportvereine gegen die Müllberge in
den Stadien tun oder
- beim Müll-Theater mitwirken.
Mit Unterstützung
des AKKI Düsseldorf wurde die Projektwoche in einem Video dokumentiert.
Am Elternsprechtag präsentierten die Schülerinnen und Schüler
ihre Ergebnisse – und eine gelungene Projektwoche ging zu Ende.
Mehr über unsere Müllprojektwochen finden Sie auf der Übersichtsseite
zum Müllprojekt.
Die Projektwoche im Urteil der Schülerinnen und Schüler -
ein voller Erfolg!
Bei einer Umfrage gaben die 107 beteiligten Schüler
der Projektwoche im Durchschnitt die gute Note 2,1. Und nur eine Neinstimme
(bei 10 Enthaltungen) gab es auf die Frage, ob im nächsten Jahr
wieder eine Projektwoche durchgeführt werden soll. 94 der befragten
Schüler halten die Mülltrennung am Scholl für gut – niemand
sprach sich dagegen aus.
Hier sind einige der Statements der SchülerInnen:
- Ich fand gut, dass wir aus dem vielen
Müll wundervolle Instrumente gebastelt haben und diese anschließend
vorführen durften!
- Ich fand mein Projekt gut, weil wir die
Geschichte des Mülls kennen gelernt haben und weil ich der Welt
helfen möchte, den Müll zu verringern!
- Man konnte selber überlegen,
was man machen wollte, mit vielen tollen Geräten selber hantieren
und seine Ideen verwirklichen.
- Ich hätte mir gewünscht,
dass die Mädchen auch mal an den Laptop gedurft hätten!
Wie schafft man es, eine ganze Schule zum Mülltrennen zu animieren?
Nach der Projektwoche stellten wir in den 6. Klassen vier verschiedene
Eimer für Papier, Verpackungen, Bioabfall und Restmüll auf.
Doch der Müll wurde nicht richtig getrennt, und die Putzfrauen fühlten
sich für die Leerung so vieler Behälter nicht zuständig.
Im
Umweltausschuss beschlossen wir daher, die Mülltrennung in den Klassenräumen
zunächst auf die Verpackungen und den Restmüll zu beschränken,
da die Entsorgung dieser Materialien durch die Putzkräfte gewährleistet
wird. Für die Biotonne fällt in den Klassen nur wenig an. Und
das meiste verwertbare Papier wird nicht in den Klassenräumen, sondern
in der Verwaltung, im Kunstunterricht und im Lehrerzimmer weggeworfen.
Zwei Schüler der Jgst. 6 erklärten sich bereit, das Altpapier
der Verwaltung regelmäßig zu entsorgen. Im Lehrerzimmer wurde
das Altpapier schon seit langem von zwei Kollegen weggebracht.
Auf einem
Themenabend zum Thema Öko-Audit im November 2001 berieten wir,
wie wir die Schüler für die Mülltrennung motivieren können.
Die Eltern waren mehrheitlich der Meinung, die Schüler müssten
sich aus ökologischer Einsicht richtig verhalten, und dies zu erreichen,
sei die pädagogische Aufgabe der Lehrer. Im Politikunterricht entwickelten
die Schüler einer 6. Klasse jedoch eine andere Konzeption:
„Man
muss einen Wettbewerb organisieren und die Sieger dürfen ins Kino,
in das Spaßbad Düsselstrand oder ins Fantasialand! Außerdem
muss eine Gruppe von Schülern und Lehrern regelmäßig
die Klassen kontrollieren
und die Ergebnisse auf einem Aushang mitteilen!“
Für die Lehrer
und Eltern war klar: Ohne die SV läuft nichts. Also machten wir
den Schülersprechern ein Angebot: Die SV erhält von den eingesparten
Müllgebühren 500 DM (ca. 250 €) pro Jahr zur freien Verwendung,
wenn sie die Aktion „Müll trennen!“ unterstützt.
Die Schüler entwickelten Logos und Plakate.
Als dann am 1. März
2001 der Wettbewerb „Müll
trennen!“ begann, meldeten sich 20 von 24 Klassen der Sekundarstufe
I für den Wettbewerb an.
Nicht „Müllwächter“ oder „Mülldetektive“ wollten
sich die Schüler nennen, welche die Kontrolle übernahmen, sondern „Wettbewerbsjury“.
Sie entwickelten ein einfaches Bewertungssystem: Es gibt Noten von 1
bis 6, für jedes Trinkpäckchen im Restmüll gibt es eine
Note Abzug. Dieses System war hart und scheinbar wenig motivierend, denn
es gab zu Beginn viele Noten mit 4 und schlechter! Nach 4 Wochen veröffentlichte
die Jury die Zwischenergebnisse in den Klassen sowie in der Pausenhalle.
Müssen Lehrer auch „erzogen“ werden?
Als ungerecht empfanden es die Schüler einer 8. Klasse, dass sie
wegen falscher Müllsortierung anderer Klassen, die ihren Raum genutzt
hatten, die Note 5,6 erhielten. Eine 10. Klasse forderte, das Lehrerzimmer
müsse ebenfalls kontrolliert werden. Die Lehrerkonferenz stimmte
diesem Vorschlag zu und schon bald zeigte sich, dass die Lehrer nur die
Note 3,7 verdienten und ebenfalls „erzogen“ werden mussten.
Scholl
erhält 3.107,45
Am 30. Juni 2001 wurde Bilanz gezogen: Drei
Klassen der Jahrgangsstufen 8, 6 und 5 erhielten mit den Traumnoten 1,1
bzw. 1,5 die ersten drei Plätze und damit einen freien Eintritt
in den „Düsselstrand“.
Die 4 ständigen Mitglieder
der Wettbewerbsjury wurden für ihr großes Engagement vom
stellvertretenden Schulleiter mit einer Urkunde und einem Büchergutschein
ausgezeichnet.
Im Frühjahr 2001 ging das Müllvolumen unserer
Schule um die Hälfte zurück! Deshalb werden seit Februar 2002
die Mülltonnen nur noch 1-mal statt bisher 2-mal wöchentlich
geleert! Dadurch haben wir im Jahr 2002 6.214,89 eingespart; die
Hälfte davon steht unserer Schule zur Verfügung.
Die SV jedenfalls
war überrascht: „Wir hätten tatsächlich nicht gedacht,
dass so viele Klassen mitmachen würden. Wir werden die Fortsetzung
des Wettbewerbs unterstützen.“
Ausblick
Nach diesem erfolgreichen
Start wurde der Müllwettbewerb im Schuljahr 2001/2002 fortgesetzt
und auch auf das Energiesparen ausgedehnt. Die Projektwoche bleibt fester
Bestandteil des Schuljahres der Jahrgangsstufe 6. Um den Papierverbrauch
zu reduzieren, wollen wir die Anzahl der Kopien auf das notwendige Maß begrenzen.
Dafür wurde im Oktober 2002 ein Zähler eingebaut, den Lehrern
wurden individuelle Kopierkarten ausgehändigt, so dass Selbstkontrolle
und Transparenz verbessert werden. Auf dieser Grundlage soll untersucht
werden, ob derzeit Einsparungen möglich sind, ohne Abstriche an
der Unterrichtsqualität zu machen.
Spitzenreiter im Kopieren – gut für den Unterricht, schlecht
für die Umwelt?
Bei den Kopierkosten nimmt das GSG einen Spitzenplatz
in Düsseldorf ein: 433.438 Kopien machten wir 1999 und bezahlten
dafür 12.010 DM (ca. 6.000 €). Nicht enthalten sind darin das Kopierpapier
des Fördervereins, Papierspenden von Eltern und viel Kopierpapier,
das die Lehrer privat bezahlten.
Positiv daran ist, dass die Lehrer versuchen,
den Unterricht durch die Kopien aktuell und anschaulich zu gestalten
und dafür auch viel Kopierzeit investieren! Viele Lehrbücher
sind total veraltet und werden wegen der geringen Lernmittel der Stadt
nicht so schnell ersetzt, wie es eigentlich notwendig wäre! Durch
beidseitiges Kopieren und Verkleinerungen wurden schon Einsparungen erzielt.
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