Land unter... Hochwasser und UmweltbildungSchritt 3 - Hochwasser / Überschwemmung
Der "Puffer" Gewässersystem ist ebenfalls nach kurzer Zeit überlastet. Es kommt zu Überschwemmungen. DetailsDie natürlichen Gewässersysteme mit Bächen, Flüssen nebst deren Auen und den stehenden Gewässern sind darauf ausgelegt, saisonal sehr unterschiedliche Wassermassen zu transportieren.
Wenn ein Fluss über die Ufer tritt und seine Aue überschwemmt, so ist das ein ganz natürlicher Vorgang; die natürliche Vegetation (z.B. Hart- oder Weichholz-Auwälder) in diesen Gebieten ist (war ursprünglich, als es sie noch gab) darauf eingestellt; sie braucht sogar ab und zu dieses "Ausufern" des Flusses. Somit hat z.B. ein Flussbett mit seiner Aue auch eine Puffer-Funktion. Aus Sicht des Menschen kritisch wird es,
Je mehr Überflutungsraum an einem bestimmten Gewässerabschnitt verfügbar ist, umso mehr kann dieser Abschnitt Pegelspitzen (extrem hohe Wasserstände) ausgleichen, und umso geringer ist die Hochwassergefahr weiter flussabwärts. Durch verschiedene Maßnahmen hat der Mensch die Pufferfunktion der Gewässer teilweise drastisch beschnitten. Hierzu gehören insbesondere:
Beide Maßnahmen bewirken, dass das Wasser aus einem Gewässerabschnitt schneller - und mit höherem Pegel! - zu dem darunter liegenden Abschnitt läuft. Nach Angaben des BUND sind über 80% der Flussauen bereits zerstört. Nach Angaben des UBA ist seit 1980 (bis Ende der neunziger Jahre) der natürliche Überschwemmungsraum am Oberrhein durch Siedlungsbau, Industrie und Landwirtschaft von 150.000ha auf weniger als 50.000ha beschnitten worden, in natürlichem Zustand befinden sich bestenfalls noch 1% der ursprünglichen Überschwemmungsflächen.
Mit Talsperren oder ähnlichen künstlichen Gewässern kann der Mensch auch neuen, den Wasserstand regulierenden Stauraum schaffen. Allerdings geht dies zu Lasten der natürlichen Stauräume, denn die natürliche Auenvegetation, die eine regelmäßige Überflutung braucht, leidet in der Folge. Zudem sind Staustufen für die Flussschifffahrt kontraproduktiv: Wenn hier das Wasser dauerhaft über das Niveau der ehemaligen Mäanderstrecken angehoben wird, geht natürlicher Hochwasser-Stauraum verloren! Nach Angaben des UBA steigen die Pegel bei Hochwasserereignissen heute schneller und höher an als zu den Zeiten vor den umfangreichen Gewässerausbau-Maßnahmen. Am Pegel Maxau (Oberrhein) hat sich der 200jährige Abfluss (d.h. der Wasserdurchfluss, der statistisch bei einem alle 200 Jahre auftretenden extremen Hochwasser zu erwarten ist) von 5000m³/s (im Jahr 1955) auf 5700m³/s (1997) erhöht. Während eine Hochwasserwelle früher von Basel nach Maxau 64h unterwegs war, benötigt sie heute nur noch 23h. Allerdings gibt es bislang noch wenig gesicherte Untersuchungsergebnisse darüber, wie groß genau der menschliche Einfluss auf Hochwasserereignisse ist (es gibt lediglich Modellrechnungen für kleinere Gebiete). Dennoch kann eingeschätzt werden, dass bei kleineren Gewässern die Maßnahmen, die die Wasserspeicherung im Umland vermindern (siehe Schritt 2) relativ schwerer wiegen; bei größeren Gewässern sind die auf dieser Seite besprochenen wasserbaulichen Maßnahmen gravierender. Schließlich sei darauf hingewiesen, dass es in der Bundesrepublik Deutschland ein umfangreiches gesetzliches Regelwerk gibt, das sich mit dem Schutz und der Nutzung von Gewässern sowie auch wasserbaulichen Maßnahmen befasst (siehe unten in der Rubrik "Service"). Wichtig zu wissen ist, dass Maßnahmen zum Flussausbau in einem öffentlichen Verfahren mit Bürgerbeteiligung genehmigt werden müssen! Details Fragen und Aufgaben für die Umweltbildung
Handlungsoptionen für SchulenEs gibt verschiedene Gewässer(schutz)projekte, an denen sich speziell Schulen beteiligen können. Gerade an Klein- und Kleinstgewässern können Schüler nützliche Aufgaben übernehmen, wenn sie Messwerte erfassen oder Pflegearbeiten übernehmen. Daneben können auch Lehrende und Lernende ihre Bürgerrechte geltend machen, wenn sie von Maßnahmen zum Gewässerausbau betroffen sind. Ein Mittel ist es, im entsprechenden Raumordnungs- oder Planfeststellungsverfahren Widerspruch einzulegen (was allerdings viel Zeit und Kraft zur Einarbeitung in die Materie erfordert) oder einen von Bürgerinitiativen bzw. Umweltverbänden ausgearbeiteten Widerspruch zu unterstützen. An dieser Stelle wird es erforderlich, als (Umwelt-)Lehrender das eigene Arbeitsverständnis zu reflektieren! Ist es zulässig und wenn ja: Welche Chancen und Risiken birgt es, sich in eine umweltpolitische Diskussion einzuklinken? Kann eine Bürgerinitiative, die sich auf eine konfliktreiche Auseinandersetzung konzentriert, ein geeigneter Partner für eine Schule sein? Wie kann vermieden werden, dass (zumal minderjährige) Lernende für irgendwelche Kampagnen instrumentalisiert werden? Um einer falschen Scheu vorzubeugen, sei betont, dass derjenige, der sich mit einem Widerspruch an einem öffentlichen Verfahren beteiligt, damit keinen subversiven Akt begeht, sondern nur genauso seine verfassungsmäßigen Bürgerrechte nutzt wie derjenige, der wählen geht.
ServiceWasser allgemein
Gewässerausbau versus Erhalt und Renaturierung von GewässernBeim Flussausbau für die Schifffahrt war der gültige Standard lange Zeit das "Europaschiff" mit 85m Länge und 1350t Tragfähigkeit. Künftig sollen zunehmend Großmotorschiffe mit 100m und 2000t sowie Schubverbände mit einer Länge von 185m und einer Tragfähigkeit von 3500t eingesetzt werden. (UBA) Nach Angaben des BUND sind derzeit (Sommer 2002) alleine für den Ausbau von Elbe und Donau rund 1 Milliarde Euro verplant.
HochwasserTechnischer Hochwasserschutz
Schifffahrt
|